Vergangenheit trifft Gegenwart

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dicketilla Avatar

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Etwas scheint aus dem Ruder gelaufen zu sein, drei Männer, blutverschmiert, liegen sich weinend in den Armen. Zusammen gekommen nach Jahren, zum Sommerhaus, wo sie einen Teil ihrer Kindheit verbrachten. Der Vater schon lange tot, jetzt hieß es die Asche der Mutter am See zu verstreuen, ein letzter Wunsch. Doch die Kindheit von Nils, Benjamin und Piere bestand nicht aus guten Erinnerungen. Besonders die Mutter, unberechenbar, geizte mit der Liebe zu ihren Söhnen. Trinkgelage mit dem Vater, Verwahrlosung füllte ihr Leben, dennoch buhlte jeder auf seine Art um Anerkennung und Liebe. Bis zu jenem Tag, wo etwas passierte, ausgeblendet, nie zur Sprache gebracht wurde.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Der Rückblick in die Vergangenheit trifft sich in der Gegenwart wieder. Eine ungewöhnliche Art des Schreibens, indem die Gegenwart rückwärts erzählt wird. So taucht man in die Geschichte ahnungslos hinein, lange nicht wissend, was sich tatsächlich vor Jahren ereignete. Ungereimtheiten ihren klaren Blick erst zum Ende der Geschichte in einem unerwarteten Höhepunkt ihre Auflösung finden. Die Brüder sind in ihrer Unterschiedlichkeit sehr präzise aufgestellt. Die Eltern zeigen nur wenige Lichtmomente, man ist eher angewidert wie sie ihr nicht vorhandenes Familienleben ruinieren.

Alex Schulman hat mich total begeistert mit seinem Buch. Auch wenn die Geschichte eher traurig ist, mag man es nochmals lesen, gerade nach dem Wissen um das unerwartete Ende. Seine Landschaftsbeschreibungen führen den Leser an die Orte in des Geschehens. Man begleitet die Brüder während ihrer Streifzüge, ist mitten in der Natur, erlebt ihr Heranwachsen. Und man erfährt was mit Kindern passiert, wenn man nicht über Dinge redet, sich lieber voneinander entfernt. Für mich ein außergewöhnliches Leseerlebnis, noch lange im Gedächtnis verweilen wird, ich unbedingt empfehlen kann.