Berührend, aber….

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miss marple 64 Avatar

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Auf knapp 300 Seiten präsentiert die Autorin die Geschichte von Hedy, die als Jüdin (obwohl sie eigentlich nur formal eine ist) aus Wien nach Jersey immigriert und dort während des II. Weltkrieges die Besetzung der Insel erlebt. Außer Frage steht, dass es ihr gelingt, ihre Leser in ihren Bann zu ziehen und uns eigentlich das Buch nicht aus der Hand legen lässt, weil wir unbedingt wissen wollen, wie Hedys Liebe zu einem deutschen Wehrmachtsoffizier in einer solch gefährlichen Zeit bestehen kann. Aber leider fehlt es dem Roman in meinen Augen an Tiefe. Er ist einfach zu kurz für die literarische Zeichnung der großen Vielzahl an Personen. So können Charaktere und Beziehungen nur angerissen werden und das alles vor historischen Ereignissen wie der Besetzung der Insel, dem Kampf der einheimischen Bevölkerung um das bloße Überleben, Lebensmittelknappheit, Schwarzmarkt etc. Die Autorin zeigt eins von tausenden Widerstandsschicksalen in der Nazizeit, was durchaus wichtig ist, um wahre Begebenheiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Aber ich hätte Hedy und vor allem ihrer englischen Freundin Dorothea Weber, unter deren Schutz sie lange Zeit lebte, eine größere literarische Bühne gewünscht.