Licht und Schatten

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_sabrina_ Avatar

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Die Jüdin Hedy Bercu flüchtete früh aus Wien vor den Nazis und fand auf der Kanalinsel Jersey eine neue Heimat, doch dann wird diese von den Deutschen besetzt und dennoch bleibt sie. Ihr Überlebenskampf beginnt und dieser führt sie als Deutsch- und Englischsprechende sogar mitten in die Höhle des Löwen. Sie arbeitet als Übersetzerin für die Nazis, die sie hasst. Dort erkennt sie die Möglichkeit Benzincoupons zu stehlen, doch fast wird sie erwischt. Wehrmachtssoldat Kurt nimmt die Schuld auf sich und die beiden finden nach und nach zueinander.

Ich bin ein bisschen zwiegespalten, denn es gab sehr viel Licht in den Buch, aber auch einigen Schatten. Die Beziehung von Kurt und Hedy war irgendwie nicht so richtig glaubwürdig und erschien mir ein bisschen arg nach einer körperlichen Geschichte. Das ist gerade vor dem Hintergrund, dass sie Jüdin, er Wehrmachtssoldat war, ein wenig problematisch. Was macht ihre Liebe aus? Wie konnten sie trotz dieser Differenzen zueinander finden? Nach der Lektüre kann ich es noch immer nicht sagen, abgesehen von einer körperlichen Anziehung. Es kommen zwar auch andere Momente in der Beziehung, bei denen beide für ihre Beziehung wirklich so einiges riskieren, aber so richtig überzeugt hat mich das unter dem Strich nicht. Auch Hedys Verhalten vor allem gegenüber der als sehr naiv dargestellten Dorothy fand ich schon eher fragwürdig. Dass sie manches geheim halten wollte, sogar musste, ist klar, aber sich so erhaben fühlen…und dann war dann doch das eine oder andere sehr voraussehbar und wenig überraschend.

ABER es gab auch so vieles, was mich an dem Buch wirklich begeistert hat. Zum einen ist es der reale Hintergrund, zum anderen die Schilderungen der Kälte (auch menschlicher Natur), des Hungers, der Entbehrungen und wie die Menschen sich auf der besetzten Insel fühlten. Das wurde in großen Teilen sehr eindrucksvoll dargestellt. Gefallen hat mir auch Kurt richtig gut. Er war von Beginn an kein Nazi, sondern mehr oder weniger unfreiwillig reingerutscht in die Wehrmachtsuniform. Warum ein Jude schlechter sein soll als ein anderer Mensch ist ihm nicht schlüssig und er wendet sich innerlich immer mehr von den Gedanken seiner Chefs ab – was unbedingt geheim bleiben muss. Das ist nur einer der spannenden Aspekte des Buches.
Unter dem Strich habe ich dieses Buch dann trotz seiner weniger überzeugenden Aspekte sehr gerne gelesen und empfehle es auch weiter.