Kurzweilig und unterhaltsam

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Das Buchcover gefällt mir sehr gut. Es zeigt eine historische Ansicht von vielleicht "Unter den Linden" in Sepia, eingerahmt von zwei sich abwendenden Damen, im Stile der 20er Jahre, fürs Ausgehen frisiert und gekleidet. Im oberen Teil des Covers umrahmt eine Bordüre mit Fächermuster die Szene.

Autorenname, Buchtitel und Fächermuster sind mit Gold veredelt, auch auf dem Buchrücken - ein wirklich schön ansehbares Buch. Der Roman hat Umschlagklappen mit einem Dialog aus dem Buch und Infos zur Autorin. Es enthält ein Nachwort mit hilfreichen Informationen zum Fortergehen der historischen Charaktere und eine kurze Danksagung.

Ich habe den Roman sehr gern gelesen, weil er sehr kurzweilig und unterhaltsam geschrieben ist. Ich fand es sehr interessant mich mithilfe eines Romanes ein wenig mit dem Ullstein-Verlag zu beschäftigen und nebenbei von den bedeutenden Verlagsaktivitäten von vor 100 Jahren in diesem Haus zu erfahren. Mich beeindruckt, wie Unternehmen seit Jahrhunderten sich immer wieder neu erfinden müssen und neben der ganzen Fortentwicklung sich vielleicht auch noch auf ihre ersten Produkte besinnen.

Der Ullstein Verlag hat eine jüdische Vergangenheit. Dieser Roman spielt in der Weimarer Republik, haarscharf endet er, bevor es für Juden unbequem wurde. Er spielt genau genommen sogar nur in einem sehr kurzen Zeitraum in den Goldenen 20ern.

Mich hätte natürlich ein sehr viel längerer wechselvolle Zeitabschnitt noch viel mehr interessiert. Nun ist es aber so, dass die Autorin einen auf historischen Ereignissen basierenden Schmöker geschrieben hat, in dem eine Frau eine Rolle gespielt hat. Und so komme ich zu meiner Kritik:

Der Roman behandelt nur einen sehr kurzen Zeitraum von etwa drei Jahren, in dem Rosalie Ullstein eine Rolle im Leben eines Ullstein Erben gespielt hat. Bei dem Buchtitel hatte ich erwartet, dass hier eine für den Verlag länger prägende Ullsteinfrau portraitiert wird. Rosalie und Karl waren gerade mal knapp über ein Jahr ein Ehepaar. Passt für mich nicht, sie als Ullsteinfrau (s. Buchtitel) zu bezeichnen.

Mit den Ullsteinfrauen sollen vielleicht auch Vicki Baum, Rosalie und Lili gemeint sein, allerdings alle drei Damen spielen nur ein kurzes Gastspiel in ihrer Zusammenarbeit mit dem Verlag. Einzig bei der fiktiven Figur Lili weiß man nicht, ob sie vielleicht die aufstrebende Starautorin wird.

Die Autorin kann natürlich nichts dafür, dass die gewählten Protagonisten so waren, wie sie sie beschreibt und es ist auch gut und sehr richtig, denn ich bin von Beate Rygiert´s sehr guten Recherche überzeugt, nichts zu verändern. Vermutlich gab es keine bessere Alternative in der Verlagsgeschichte von Ullstein an weiblichen Protas., war die Berufstätigkeit einer Frau nicht in der Gesellschaft verbreitet und nicht erwünscht sich in Männerangelegenheiten einzumischen.

Die Geschichte der fiktiven Personen, Lili und Emil, gliedert sich erzählerisch sehr gut in das Geschehen und ich mochte die beiden, sowie Lilis harmonische und liebevolle Familie sehr gern. Diese bürgerliche Familie bietet einen guten Ausgleich zur voreingenommenen Ullsteinfamilie, die es dem Bruder und der neuen Schwägerin sehr schwer macht.