Rosalie gegen das Ullsteinimperium

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Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher, Gesellschaftsroman von Beate Rygiert. Ebook erschienen im Ullstein-Verlag.
Einer der bedeutendsten deutschen Verlage und seine heimlichen Heldinnen.
Rosalie Gräfenberg, die geschiedene Frau des berühmten Gynäkologen Emil Gräfenberg, ist eine erfolgreiche Journalistin und die beste Freundin der Schriftstellerin Vicky Baum. Bei einem Empfang lernt sie den Generaldirektor des Ullstein-Verlag´s, Dr. Franz kennen. Er verliebt sich sofort in die schillernde und kluge Rosie und macht ihr nach kurzer Zeit einen Heiratsantrag. Auch Rosalie fühlt sich zu dem, um etliche Jahre älteren, Mann hingezogen. Die Ehe der beiden steht jedoch unter keinem guten Stern, den die intellektuelle und emanzipierte Frau ist der Familie des Verlegers ein Dorn im Auge. Durch eine Intrige versuchen die Ullsteins einen Keil zwischen die beiden zu treiben.
32 Kapitel umfasst der Roman, die in angenehme Leselänge unterteilt sind. Als Stilmittel hat die Autorin die auktoriale Erzählweise gewählt, jedes Detail und das gesamte Geschehen kann dadurch von allen Seiten erfasst werden. Bildhaft und flüssig geschrieben, hat es mich Seite um Seite gut unterhalten. Erfrischende Dialoge beleben die Lektüre. Buchtitel, Schlagzeilen und die Namen von Zeitungen sind kursiv hervorgehoben. Historische Begebenheiten und fiktive Geschehnisse sind interessant und glaubhaft miteinander verwoben. Kein Bruch in der Logik ist erkennbar.
Alle Figuren handeln authentisch und nachvollziehbar. Sie sind gut beschrieben und so echt, wie man ihnen nur im wahren Leben begegnen kann. Tiefe Verbundenheit z.B. mit dem Tippfräulein Lili und ihren Angehörigen hat sich sofort eingestellt. Zeitkolorit ist genügend vorhanden und zeugt für eine hervorragende Recherchearbeit.
Spannung baut sich gleichmäßig auf, das Ende jedoch ist fulminant gestaltet, obwohl ich es mir anders gewünscht hätte, dies ist den tatsächlichen Ereignissen zuzuschreiben. Man kann sich die geschriebenen Szenen mühelos vorstellen und ist sich stets bewusst, dass die Handlung sich tatsächlich so zugetragen haben könnte. Immer wieder sind historische Persönlichkeiten aufgetaucht, Brecht, Einstein und die Dietrich machten die Story interessant. Insgesamt fühlte ich mich gut unterhalten, immer wieder habe ich mir im Netz die Bilder und die Geschichte der historischen Personen angesehen und nach der Lektüre recherchiert. Einen guten Einblick ins Verlagsgeschehen ermöglicht der Roman zusätzlich, was ich ganz besonders zu schätzen weiß.
Ich genieße aktuell Bücher die in der Zeit zwischen den beiden großen Kriegen spielen, gerade die Stärke der Frauen und der Kampf um Selbstbestimmung, wird auch hier wieder gut dargestellt. Ein Buch welches ich trotzdem nicht nur Frauen empfehlen möchte, ich fühlte mich gut unterhalten und vergebe 4 Sterne. Ein besonderes Lob für die Covergestaltung der Printausgabe.