Starker Start, aber dann...

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riverskylife Avatar

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Aubry muss wegen einer Krankheit immer weiter reisen und kann nie lange an einem Ort bleiben. Dabei begegnet sie den verschiedensten Menschen überall auf der Welt und findet immer wieder Zuflucht in einer mysteriösen Bibliothek.
Was wie eine wirklich tolle Geschichte klingt, konnte leider mit meiner Erwartungshaltung letztenendes nicht mithalten. Den Anfang finde ich wirklich stark. Der Schreibstil ist wundervoll und man kann sich toll in die Geschichte fallen lassen. Man folgt Aubry zu verschiedenen Orten, von Paris über die Wüsten Afrikas bis ins Himalaya und noch weiter. Immer wieder werden verschiedene Situationen und Begegnungen herausgegriffen und dem Leser erzählt, während andere Ereignisse nur kurz angeschnitten werden. Ein großer Fokus lag auf den Begegnungen mit anderen: Reporter, Prinzen, Gelehrte, sie alle haben Aubry von Zeit zu Zeit Gesellschaft geleistet, ehe sie letzten Endes weiter musste. Meistens wurden diese kurzen Eskapaden darin eingebettet, dass Aubry jemandem begegnet und von Teilen ihres Lebens erzählt.
Entsprechend dessen, dass Aubry selbst den Überblick über die Zeit verloren hat, wurden auch viele Ereignisse nicht chronologisch wiedergegeben und es wurde zwischen verschiedenen Zeitachsen hin und her gesprungen. Was am Anfang aufregend und interessant gestaltet war, wurde mit der Zeit allerdings immer verwirrender und damit auch ermüdender.
Ich mochte die Figuren. Allerdings muss ich sagen, dass ich teilweise das Gefühl hatte, die Menschen, denen Aubry begegnet ist, besser zu kennen und verstehen als sie selbst. Es gab Figurenwachstum, aber trotzdem blieb mir Aubry immer so ein bisschen fremd.
Ich fand es interessant, wie ihre Krankheit und die unendliche Bibliothek immer wieder eingebunden wurde und die gesamte Dynamik des Buches trug. Letzten Endes wurde jedoch nichts wirklich aufgeklärt. Auf der einen Seite ist es faszinierend, so ein ungelöstes Mysterium durch die gesamte Geschichte hindurch zu haben und immer wieder neue Theorien zu haben. Auf der anderen Seite habe ich mir aber einfach irgendwann auch Antworten gewünscht.
Zum Ende hin hat sich in meinen Augen die Geschichte leider immer mehr gezogen. Es wurde zwar immer noch Neues erzählt, aber es fühlte sich an, als würde immer das Gleiche erzählt. Man kam irgendwann in meinen Augen einfach nicht mehr vorwärts, als wäre es einfach nur ein zäher Fluss. Für Aubrys Eindruck mag das ja passend sein, aber mich als Leserin hat es nur dazu verleitet, dass ich das Buch immer seltener zur Hand nahm und schließlich ganz abgebrochen hat. Die Spannung vom Anfang und den tollen Einstieg konnte die Geschichte für mich einfach nicht halten und wurde mehr und mehr zu einem unzusammenhängenden Bündel verschiedener Erzählungen. Ich hätte mir mehr zu der Bibliothek gewünscht. Das Potenzial hat die Geschichte für mich einfach nicht ausschöpfen können. Deshalb von mir für den Start, der ein echtes Wohlfühlbuch hätte werden können, 3 Sterne.