Die Haltlosen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
milena Avatar

Von

Elyas und Aylin, Kinder türkischer Gastarbeiter, sind die Helden dieses Buches. Elyas Vater stirbt einen langsamen und stillen Tod. Der Sohn ist wie versteinert, kann seiner Mutter wenig beistehen, begleitet sie nicht einmal zur Beisetzung in die Türkei. Bereits vor dem Tod seines Vaters hat er Schwierigkeiten, seinen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Der Autor Deniz Utlu skizziert Elyas Gemütsverfassung treffend mit der Aussage: (...) "Du bist, wo du warst, als du aus deinem Körper fielst, als die Zeit stehen blieb, als du einschliefst. Die anderen stehen im Leben. Du kriechst zurück. In deinen Körper." ( Zitat S. 99). Elyas vergeudet seine Tage, trinkt zu viel, setzt das Jurastudium in den Sand, beginnt Projekte, die dann wieder versanden, irritiert und provoziert seine Umgebung. Allein zu Onkel Cemal hat er ein inniges und vertrauensvolles Verhältnis. Die Begegnung mit Aylin, einer jungen Ärztin mit ähnlicher familiärer Herkunft, sprengt seinen Panzer. Gemeinsam begeben sie sich in der Türkei auf die Spurensuche des Lebens ihrer Väter, bevor es diese von Istanbul nach Berlin verschlug. Am Ende des Buches stirbt Aylins Vater und die beiden scheinen im Erwachsenenalter angekommen und versöhnt mit Unabänderlichkeit der manchmal schwierigen doppelten Kulturangehörigkeit. Das ausbleibende Glück, das dieses Land ihren Vätern schuldig blieb, bestimmt nicht mehr ihren Lebensentwurf. Deniz Utlu hat ein sehr poetisches Buch vorgelegt, das dem Leser etwas Geduld abnötigt, da es sorgsam Handlung und reine Gedankenspiele auseinanderzuhalten gilt.