Die Ungehaltenen

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Der Protagonist – ein junger Deutscher mit türkischem Migrationshintergrund – befindet sich in einer Lebenskrise. Seine Freundin hat ihn verlassen und sein Vater liegt im Sterben.
An dieser Stelle seines Lebens beginnt das Buch; es hätte aber genauso gut an einer anderen Stelle, fünf Jahre vorher oder auch fünf Jahre nachher beginnen können und es hört irgendwann, einige Jahre später, einfach wieder auf. Schade, es ist nämlich so gut geschrieben, dass man gerne noch ein paar Jahre oder ein paar hundert Seiten weitergelesen hätte. Man fühlt sich als Leser so mittendrin.
Der Protagonist ist ein Lebenskünstler, der sein Jurastudium schmeißt, obwohl es ihm leicht fällt. (Man fragt sich zwischendurch, wovon er eigentlich lebt.) Dann dümpelt er so vor sich hin, lebt die nächsten Jahre wie durcheine Watteschicht. Er trifft Menschen, besucht das Grab seines Vaters in der Türkei und kehrt doch nach Berlin zurück.
Das Buch beschreibt nicht ein bestimmtes Ereignis, es hat keinen Spannungsbogen im klassischen Sinn, es beschreibt nur den täglichen Wahnsinn und dümpelt selber ein bisschen, aber es dümpelt gut und wird zum Schluss sogar zu einem Roadmovie in Prosa. (Verfilmen könnte man es sicherlich auch gut.) Selbst wenn der Autor ins Philosophieren kommt, macht er das gut, er hat eigene Gedanken und gibt keine Plattitüden von sich, wie so viele andere. Allerdings muss man zwischendrin schon gehörig aufpassen, dass man seinen „surrealistischen“ Einlagen nicht auf den Leim geht.
Alles in allem sehr gelungen, ich freue mich schon auf das nächste Buch von Deniz Utlu.