Die Ungehaltenen - Hörbuchrezension

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wuschelchen99 Avatar

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Elyas, Sohn türkischer Gastarbeiter, wächst in Berlin-Kreuzberg auf. Er ist sich nicht sicher, ob er Deutscher oder Türke ist. Seine Eltern sind Gastarbeiter der ersten Generation, der Vater totkrank, seine Mutter pflegt diesen. Eigentlich studiert er Jura, worauf seine Mutter sehr stolz ist, aber seine Begeisterung für das Studium ist recht schwankend. Oft läßt er es ganz schleifen, dann ist er wieder mit Eifer bei der Sache, bekommt gute Noten, aber letztendlich wird er doch exmatrikuliert. Bei seinen Touren durch Berlin werden viele seiner Begegnungen geschildert: Sein Kumpel Veit, der mit Elyas Hilfe eine Bar eröffnet, aber Frauen schlägt, Onkel Cemal, welcher Elyas immer wieder aufmuntert und voranbringen möchte. Der Tod des Vaters, zu dessen Beerdigung er nicht mit in die Türkei fliegt, bringt sein Leben vorübergehend durcheinander. Erst nach dem Tod erfährt Elyas von Onkel Cemal Dinge über seinen Vater und seine Mutter, die er nie von den Eltern selbst erfahren hat. Auch das bringt ihn aber nicht weiter auf der Suche nach seinen Wurzeln. Erst die Bekanntschaft mit der Ärztin Aylin, die er durch die Einladung des Berliner Bürgermeisters auf der Jubiläumsfeier des 50. Jahrestages des Deutsch-Türkischen Anwerbeabkommens, kennen lernte, bringt ihn wieder näher ans Leben heran. Auch sie weiß nicht, wo ihre Wurzeln sind. Doch beide möchten diese zu finden. Eine Reise in die Türkei bringt eine erstaunliche Reise für beide. Hier war ich begeistert über die Hilfsbereitschaft der vielen Verwandten und Bekannten, was als Selbstverständlichkeit dargestellt wird.
Durch das ganze Buch zieht sich die Frage der Wurzeln von Migranten. Eine sehr wichtige Frage! Doch mal ehrlich, muss diese Frage so desinteressiert von seiten der Betroffenen angegangen werden? Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass es Elyas doch eher nicht interessiert, woher er kommt oder was er ist. Er hätte hier konsequenter sein können, gleiches gilt für sein Studium. Alles wird angefangen, aber nichts zu Ende gebracht. Vielleicht hatte ich nur das Gefühl, oder der Autor hat es doch absichtlich so gestaltet. Sehr oft mußte ich zurückgehen, um die Stellen noch einmal anzuhören. Leider ergab sich für mich sehr oft keine Lösung. Für mich bliebt bis zum Schluss die Frage offen, wie sich die Geschichte gestaltet hätte, wenn Elyas entweder in Türkei aufgewachsen wäre oder wenn er Deutscher wäre. Wäre er auch so inkonsequent gewesen?
Mein Fazit: Das Buch hätte ich sicher nach der Hälfte beiseite gelegt. Das Hörbuch war halt im Auto, so hörte ich doch immer weiter. Der Sprecher Stipe Erceg brachte es sprachlich sehr gut rüber. Doch inhaltlich war ich einfach nicht überzeugt.