Wolkig bis heiter

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mirabell Avatar

Von

Ein überraschendes Buch – anfangs aggressiv aber am Ende doch poetisch. Hier wird eine Geschichte erzählt, in der alle möglichen Gefühlslagen durchgespielt werden, in der die Zeit mal langgezogen, mal gerafft erscheint und Dinge einfach passieren, ohne unbedingt in die Logik der Geschichte gepresst zu werden oder im Rahmen der Dramaturgie wiederauftauchen zu müssen. Ein abgelutschtes „Geschichten, wie aus dem Leben gegriffen“ reicht hier allerdings nicht aus. Das gleiche gilt für die ewigen Themen des Verlieren, Suchen und Finden, das eigene Selbst und seine Ziele, die alle auf eine Weise angegangen und in einer Sprache dargestellt werden, die mit den üblichen Schnulzen nichts zu tun hat. Eine Geschichte zum „Reinfühlen“ ist es nicht direkt, aber man kann versuchen zu verstehen und selbst wenn nicht, stellt sich der Lesesog auch hier ein. Selbst wenn gar nicht auf ein direktes Ziel zugesteuert wird – und ein solches somit auch gar nicht erreicht wird – hellt sich die Stimmung am Ende doch auf.
Mich hat die Lektüre überrascht, weil der Leser auf Distanz gehalten wird oder sich selbst distanziert von den starken Gefühlen des Protagonisten, obwohl sie an vielen Stellen sehr nachvollziehbar sein können. Manches Mal war das Lesen dadurch anstrengender aber (vielleicht) auch gewinnbringender als bei so manchen fesselnden Schnulz-Geschichten.