Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim oder ...

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bovary Avatar

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...die Geschichte einer Sinnsuche in der heutigen Zeit.

Maxwell Sim, 48 Jahre alt und ein „Durchschnittsmensch“, wurde vor sechs Monaten von seiner Frau Caroline verlassen. Der Kontakt zu ihr und der gemeinsamen Tochter Lucy wurde während dieser Zeit immer spärlicher. Seit sechs Monaten ist er auch nicht mehr zur Arbeit gegangen und er leidet seit dem Weggang seiner Frau und derTochter unter Depressionen. Auch eine Reise nach Sydney, zu seinem Vater, welcher vor über 20 Jahren dorthin ausgewandert ist, hat weder seine (Stimmungs-)Lage, noch das Verhältnis zu seinem Vater verbessert. Da kommt ein Angebot von Max Freund und ehemaligen Arbeitskollegen Trevor Paige doch gerade richtig. Max soll als Vertreter für „Guest Zahnbürsten“, bei einer Wettfahrt zu den vier abgelegensten Orten Englands, zu den Shetlands fahren. Die Fahrt wird für Max zu einer Reise in seine eigene Vergangenheit.

Jonathan Coe’s „Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim“ ist eine Geschichte über die gegenwärtige Befindlichkeit der Gesellschaft und des einzelnen Menschen darin. Es wird, u.a., auf Themen wie Finanzkrise, Umweltschutz (Guest Zahnbürsten sind umweltfreundlich), verdrängte Homosexualität und die modernen Kommunikationsmöglichkeiten (E-Mail, Blogs, Facebook) eingegangen.

Man trifft auf durchschnittliche Menschen, welche ein durchschnittliches Leben geführt haben oder noch führen. Deshalb kann man mit Coe’s Figuren mitfühlen. Man hat kein Mitleid mit Max, aber man fühlt mit ihm. Man kann seine Einsamkeit nachempfinden. Es scheint eine Zeit zu sein, in der man praktisch mit allen Menschen sprechen kann und viele „Freunde“ hat (Facebook etc), aber doch mit niemandem spricht und niemanden wirklich kennt, womöglich nicht einmal sich selber.

Das klingt jetzt nach einer ziemlich depressiven Geschichte, was es mehrheitlich auf eine Art auch ist, aber es gibt auch viele komische Stellen, z.B. als Max seine Mails liest und nur Spam vorfindet (Spam scheint in allen Ländern die gleichen Themen zu enthalten) oder die Unterhaltung bei Mr. und Mrs. Byrnes und natürlich nicht zu vergessen: Max und sein Navi Emma.

Was ich an diesem Roman jedoch wirklich genial fand, war das letzte Kapitel, auch wenn es ziemlich „erbarmunglos“ war. Da kam mir der Titel eines Filmes in den Sinn, den ich hier aber nicht nenne, da er zuviel verraten würde. Mein Tipp: Lest das Buch selbst.

 

Noch ein Zitat aus dem Buch: Max: „Hatten wir in den letzten paar Jahren alle den Verstand verloren? Hatten wir vergessen, dass Wohlstand eine Basis haben muss, etwas Handfestes, Materielles? ....dass es alles andere als sinnvoll war, eine ganze Gesellschaft auf einem Fundament aus Luft aufbauen zu wollen.“