Eine Reise in die Vergangenheit

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avathea Avatar

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Maxwell Sim ist 48 Jahre alt und einsam. Vor ein paar Monaten wurde er von seiner Frau Caroline und seiner Tochter Lucy verlassen, wodurch er so am Boden zerstört ist, dass er von seiner Arbeit freigestellt wurde. Nun befindet er sich in Sydney bei seinem Vater zu Besuch. Aber auch der kann ihm keinen Halt geben, da das Verhältnis der beiden nie sonderlich herzlich war. Schließlich reist Max wieder nach England zurück in der Hoffnung Briefe oder andere Nachrichten von Lucy oder von Freunden vorzufinden. Aber Fehlanzeige, niemand scheint ihn wirklich zu vermissen oder Kontakt mit ihm halten zu wollen. Die einzige brauchbare Nachricht ist von seinem Freund Trevor, der sich mit ihm auf ein Bier treffen möchte. Bei diesem Treffen lässt Max sich zu einem Job überreden. Er soll neue innovative Zahnbürsten bekannt machen und das am anderen Ende von England – auf den Shetlandinseln. Die Fahrt, bei der er allein von Emma, seinem Navigationsgerät, begleitet wird entwickelt sich zu einer Reise in seine und in die Vergangenheit seiner Familie, die viele unschöne und verstörende Wahrheiten offenbart. Max muss sich diesen stellen, denn nur so wird er seiner Einsamkeit und Traurigkeit entfliehen können und ein neues Leben beginnen.

Jonathan Coe hat einen mitreißenden, einfühlsamen, traurigen, aber auch amüsanten Roman geschrieben, der den Leser fast durchgängig fesselt. Man taucht in die Abgründe des Lebens von Max ein und kann an vielen Stellen mit ihm mitfühlen und wünscht sich für ihn die Befreiung aus der Einsamkeit. Besonders, wenn er mit Emma spricht wird einem sein trostloses Leben richtig bewusst. Die vielen Stationen, die Max auf seiner Fahrt ansteuert, verraten immer mehr über seine Vergangenheit und bilden zusammen eine gelungene Geschichte über Einsamkeit, Lügen, verdrängte Wahrheiten, aber auch über Hoffnung und einen Neuanfang. Der flüssige Schreibstil tut sein übriges, um das Buch zu einem Lesevergnügen zu machen. Einzig die manchmal zu detailgenauen Beschreibungen sind leicht störend, allerdings auch in der Minderheit.

 

Letztendlich ein lesenswertes Buch, dass einem bewusst macht, dass trotz so vieler aktueller Kontaktmöglichkeiten, wie E-Mail, Handy, Internet usw. oftmals die wirklichen und echten Kontakte verloren gehen und die Einsamkeit, trotz zahlreicher Freunde in Social Networks, obsiegt und man wieder in der wahrhaftigen Welt leben sollte.