Nichts für Depressive!

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Maxwell Sim ist einsam. Bisher hat er ein "normales" Leben geführt, wie man es sich eben so vorstellt: Durchschnittliche Schulbildung, durchschnittlicher Beruf, zur passenden Zeit eine Ehefrau und eine Tochter. Ohne jemals über sich und seine Situation nachzudenken lebt er so neben anderen Menschen her.

Aber dann wird alles anders. Seine Frau trennt sich nämlich nach 15 Jahren von ihm und nimmt die gemeinsame Tochter mit. Er fällt in eine tiefe Depression, wird von der Arbeit für sechs Monate freigestellt und besucht am Ende dieser Zeit seinen Vater in Australien. Dort stellt er fest, dass sich nichts geändert hat, man sich weiterhin nichts zu sagen hat. Neidisch betrachtet er in einem Restaurant eine Mutter, die sich intensiv mit ihrer Tochter unterhält, also eine Beziehung zu ihr hat.

Auf dem Rückflug nach England sitzt er neben einem Herrn, den er verweifelt in ein Gespräch zu verwickeln sucht. Er muss erst durch das Kabinenpersonal darauf aufmerksam gemacht werden, dass er sich schon eine ganze Weile mit einem Toten unterhält. Hier wird deutlich, warum Max Sim so einsam ist: Er nimmt andere Menschen nicht richtig wahr, geht nicht auf sie ein, benutzt sie nur als Zuhörer,nicht als Teilnehmer. Auf der gleichen Ebene kann er genau deshalb auch so gute Gespräche mit Emma, dem Navigationsgerät, führen.....

Auf eben diesem Flug findet aber auch ein erster Kontakt zu der jungen Poppy statt, über die er später deren Onkel kennenlernt, der zu einer wirklich wichtigen Person wird.

Zu Hause, bzw. in seinem Haus, angekommen erdrückt ihn die Einsamkeit immer mehr. Er ergreift die Gelegenheit, sich von seim´nem alten Job zu trennen und geht als Vertreter für besondere Zahnbürsten auf die Reise zu den Shetland Inseln. Aber eigentlich arbeitet er nicht, sondern reist durch seine Vergangenheit. Auf dieser Reise erfährt er einiges über sich und die Gründe dafür, waruzm er so ist, wie er ist.

Lange hat es kein Buch mehr gegeben, das sich mir so schwer erschlossen hat, an dem ich so lange gelesen habe.Das kann nicht an dem recht flüssigen, nur gelegentlich langatmigen Schreibstil des Autors liegen. Vielleicht ist die zunächst hoffnungslose Grundstimmung der Grund. Mit 48 Jahren ist Max Sims so richtig am Ende, funktioniert nur noch, läuft der Vergangenheit hinterher und will sie zurückhaben, obwohl sie alles andere als perfekt war. Aber ihm scheint das immer noch lieber zu sein als die Aussicht auf eine leere und einsame Zukunft.

Dennoch konnte ich mich nicht entschließen, mit dem Lesen aufzuhören. Der Grund dafür wird sein, dass es ein wirklich gutes, tiefgründiges Buch mit einem kleinen Funken Hoffnung und einigen humorvollen Stellen ist. Es ist zwar weit davon entfernt, einen "Schelmenroman" zu sein, wie auf dem Cover angekündigt, aber es es hat doch eine Art den Leser zu fesseln. Wer sich darauf einlassen kann, das wirklich tragische Leben eines für die heutige Zeit typischen Menschen mitzuerleben, wird dieses Buch lieben. Wer selbst in solch einem Tal steckt sollte lieber etwas aufheiterndes lesen!

 

meldsebjon