Ungeheuerlich

 Ungeheuerlich und doch ein Phänomen unserer Zeit ist die Einsamkeit des Protagonisten Max, dem wir begegnen, nachdem er von seiner Ehefrau und Tochter verlassen wurde und er von einer Reise aus Australien, wo sein ihm fremder Vater lebt, zurückkehrt. Die nun folgende Fahrt auf die Shetlandinseln (wo er nie ankommt), die er als Vertreter einer neuen Zahnbürste antritt, gerät zu einer Reise in Maxens Vergangenheit. Personen aus seiner Vergangenheit trifft er wieder, in Erzählungen (die alle 4 Elemente umfassen), eröffnen sich neue Perspektiven auf vergangene Ereignisse, das Navigationssystem seines Leihwagens, das er "Emma" taufte, macht ihm erschreckend seine Einsamkeit bewusst, gipfelt im Heiratsantrag, den er Emma macht und in seinem bewusstlosen Zustand, der  zu Beginn des Romans in dem Zeitungsartikel beschrieben wird. Diese Reise, die ihn nach kurzem Zwischenstopp in England wieder zu seinem Vater nach Sydney führt, versöhnt ihn letztendlich mit seiner Vergangenheit, führt Vater und Sohn wieder zusammen und Max zu sich selbst zurück. Neben den großen Themen Identität, Finden und Verlieren von Seinszuständen, das Gelingen und Scheitern von Beziehungen, Verbindungen und ihr Zustandekommen, Wahrnehmungen als Schlüssel zur Lebensweise, werden viele aktuelle Bezüge eingewoben (neue Kommunikationsmedien und ihr Beitrag an fehlender wirklicher Kommunikation, wie facebook und die falschen Freunde). Auch das Ende des Romans ist überraschend wie der Beginn mit dem kuriosen Zeitungsbericht: hier treffen sich Autor und Max und es stellt sich heraus, dass Max nur eine Erfindung des Autors ist, eine Fiktion.

Der Roman war einfach wunderbar zu lesen. Jederzeit packend, so packend, dass man die verschiedenen Gefühlszustände fast greifen konnte. Manche Erzählungen von Max waren sehr ausschweifend, fast langatmig, aber auch das hat ja einen Hintergrund, einsame Menschen, einmal zum Sprechen gebracht, erzählen gern viel aus Dankbarkeit für einen Zuhörer.

Das beste Buch, das ich seit langem gelesen habe.