Einfach nur gut

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rebekka Avatar

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So muss ein Roman anfangen: Mit einem Sprung mitten ins Geschehen! "Meine Großmutter starb zwei Mal. Nur war sie nach dem ersten Mal nicht tot". Nach einem solchen Anfang muss man einfach weiterlesen - und tut in diesem Fall auch gut daran. Denn die folgenden Absätze sind so witzig und gut geschrieben, dass ihre Lektüre wahrscheinlich etliche durchwachte Nächte nach sich ziehen wird.


Christopher Kloeble charakterisiert die Protagonisten dieser Geschichte mit viel trockenen Humor und einem scharfen Blick für das Ungewöhnliche im Gewöhnlichen. Denkt man anfangs noch, es gehe um eine biedere Familie von Hotel- und Restaurantbetreibern, so hat der Autor schon bald die eine oder andere Überraschung parat. Da ist beispielsweise die kapriziöse Tante Alli, die ständig fremd geht und schließlich einen spektakulären Tod stirbt - und das in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Da ist die Patriarchin Lola, die mit 85 Jahren auf das Dach des familieneigenen Hotels in Leipzig steigt, abstürzt und zum Pflegefall wird. Ihr Vater verlor wegen betrügerischen Einschenkens die Pacht des Münchner Löwenbräukellers, und was die Nachkommen so alles anstellen, das weiß der Himmel.

Christopher Kloeble hält sich nicht mit langen Beschreibungen auf. Er läßt seine Personen selbst erzählen und bringt damit die Geschichte flott voran. Überraschende Wendungen halten den Leser und die Leserin ebenso bei der Stange wie die lakonische Sprache und der flotte Schreibstil insgesamt. Ein Buch, das ich gerne lesen würde.