Lipaire, (k)ein provenzalischer Kluftinger?

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stephanus217 Avatar

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Lipaire, (k)ein provenzalischer Kluftinger?

Seit langem versuche ich dem unbestreitbaren Erfolg der „Kluftinger“-Reihe auf die Spur zu kommen, ohne Erfolg. Mich spricht die Reihe leider nicht an. „Die Unverbesserlichen“ ist nun eine neue, recht erfolgreich gestartete, zweite Reihe des Autorenduos. Mit „Die Revanche des Monsieur Lipaire“ legen sie nun den zweiten Band vor.
Ich habe zwar den ersten Band nicht gelesen, war aber insbesondere wegen des neuen Handlungsortes in der Provence doch wieder neugierig. Der Start in die Geschichte war allerdings einigermaßen schwierig, weil zunächst einige lose Handlungsstränge aus dem ersten Band aufgenommen wurden. Ein bisschen hatte ich den Eindruck, einen Fortsetzungsband in Händen zu halten.
Dann habe ich mich gefragt, warum bei der Auswahl des neuen Handlungsortes die Wahl gerade auf Port Grimaud gefallen ist. Es gibt in der ganzen Provence kaum einen seelenloseren, sterileren und inzwischen auch ziemlich heruntergekommenen Ort als diesen; selbst die nahen Industriestädte Toulon und Marseille versprühen mehr Atmosphäre und provenzalisches Flair.
Auch die Protagonisten, das Grüppchen von schrägen Vögeln und Kleinganoven um Guillaume, dem Kopf der „Bande“, haben mich nicht so recht überzeugt. Mir kam das irgendwie als müder Abklatsch von „Ocean11“ bzw. „Ocean12“ vor, diesmal eben aus dem Kleinkriminellen-Milieu, alles gepaart mit dem „Gendarm von St.Tropez“.
Inhaltlich geht der Kampf unserer Bande gegen die (selbsternannte) Adelsfamilie Vicomte, die Strippenzieher in Port Grimaud, in die zweite Runde. Während die Vicontes ihren Etappensieg genießen und nun versuchen, das gesamte öffentliche Leben in Port Grimaud an sich zu reißen, sinnen die Unverbesserlichen um Guillaume nach Wegen, das schlimmste zu verhindern und die Pläne der Vicontes doch noch zu durchkreuzen. Mit Hilfe einer unbekannten, des „Phantoms“, mit dem sie aber nur digital kommuniziern können, wird ein Schlachtplan ausgetüftelt...
Leider hat mich auch dieser Krimi nicht überzeugt. Ich konnte mich nicht ganz von George Clooney und Louis de Funès freimachen, kein gutes Zeichen. Die Geschichte hat mich nicht wirklich gefesselt und war ein Stück weit ziemlich durchsichtig und vorhersehbar. Die Sprache kommt eher uninspiriert und ein bisschen lieblos daher. Am meisten gestört hat mich aber der ständige Eindruck, unbedingt witzig sein zu müssen. Das zu sehen war sogar für mich als Leser anstrengend. Das ganze gipfelt dann in der Ausrufung des Fürstentums Port Grimaud, das doch ziemlich albern.
Und nur noch am Rande bemerkt: Ausstattung und insbesondere die Covergestaltung finde ich toll.
Am Ende bleibt insgesamt ein trotz allem ordentlicher Krimi, nicht mehr, aber auch nicht weniger.