Eigenwillig, manchmal sperrig

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yellowdog Avatar

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Bisher kannte ich von Kate Atkinson nur ihre krimilastigen Jackson Brodie-Romane, die ich ziemlich interessant fand, weil sie zur anspruchsvollen unterhaltenden Literatur gehören. Die Unvollendete ist hingegen etwas anders, nicht zuletzt weil die Handlung deutlich in der Vergangenheit angelegt ist, von 1910 bis weit in die vierziger Jahre.,
1914 wurde Ursula geboren, obwohl sie schicksalsbestimmt eigentlich tot zur Welt hätte kommen müssen, Doch bei Ursula ist alles anders.
Das ergibt eine eigentümliche Atmosphäre, die Kate Atkinson stark aufbaut.
Das finde ich manchmal aber übertreiben, schon der Prolog mit dem Attentat auf Hitler erscheint eher wie die Erfüllung einer Wunschvorstellung und kann man so nicht folgen. Gerade diese Idee wird aber spät noch umfangreich ausgearbeitet.

Ich muss gestehen, dass mir außer Ursula die anderen Figuren und ihre Entwicklung nicht gefallen. Das kann ungerecht sein, schließlich haben Atkinsons Figuren schon in früheren Romanen Ecken und Kanten gehabt. Aber diesmal funktionieren sie für mich nicht, das gilt vor allen für die Nebenfiguren. Ich denke, sie haben aufgrund der Form des Buches auch wenig Möglichkeiten, sich zu entfalten.

Es mehren sich bald meine Leseprobleme. Schon thematisch bedingt gibt es viele, sehr viele Brüche. Man ist daher nie in einem Lesefluß, bzw. wird dauernd rausgerissen, wenn er sich doch einmal ergeben hat.
Deswegen hat mir der lange Mittelteil am Besten gefallen, als die Autorin mit ihrer eigenen Formel weitgehend gebrochen hatte und länger am Stück erzählt.

Natürlich erwarte ich von einer guten Autorin, das sie etwas wagt, aber es sollte nicht zu sperrig werden. Die meisten Abschnitte enden mit dem Satz: Es wurde dunkel. Das gilt irgendwann leider auch für den Bewusstseinszustand des Lesers.

Dennoch, irgendwann muss ich als Leser die Eigenwilligkeit und sprachlichen Qualitäten doch anerkennen. Den Roman rettet es für mich nicht mehr, für 3 Sterne reichte es aber noch.
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