Schimmernde Sprachperle gegen den Lärm der Welt

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marcialoup Avatar

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Ist Glück grün? fragt das Cover den Titel.

Mit sprachlich sanftendem Klang entführt uns Clara Maria Bagus wieder in ihre Welt der Worte. Ihre einzigartige fein-tonige Ausdrucksweise gibt der Geschichte einen besonderen Tiefgang. Sie holt aus einfachen Situationen beeindruckende Bilder und Emotionen hervor, die den Leser nicht nur mitnehmen, sondern auch aufwühlen und mitfühlen lassen. Die Themen, denen sie sich in Ihrem Roman „Die Unvollkommenheit des Glücks“ widmet sind jedoch alles andere als sanft.

Die Schicksalsschläge der Protagonistin Ana nagen durch ihre Hochsensibilität intensiv an und in ihr und verschleiern zunächst den Weg der Befreiung. Der Lärm der Welt überflutet sie.
Im Gegenzug steht Lew, ein Soldat, der erst nach grausamen Erlebnissen im Krieg erkennt, wofür er nicht geeignet ist.
Bewegende, fast unerträgliche Momente der sehr lebendigen Darstellung dieses Kriegs muß man aushalten können, um im Buch weiterzukommen und bleibt in erschütternden Momenten hier und dort hängen.

Ana und Lew sind in längeren Kapitelphasen voneinander getrennt.
Ein Roman voller Tragik und schwerlastiger Finsterheit wendet überraschend in andere Sphären. Denkt man, die düsteren Momente des Buchs nicht mehr ertragen zu können, kommt eine völlig andere Dynamik in Bewegung und man liest beglückt in die Wendungen hinein.
In den Wirren des Lebens schreibt Clara Maria Bagus behutsam und eindringlich die Seele der Protagonisten in die Welt. Zarte Konstrukte, denen die Zerbrechlichkeit bewußt ist, bilden starke Verknüpfungen durch Scheitern und Selbstfindung.

So viele Sätze, die man zitieren möchte, verstärken das Leseglück dieses Romans.

Zitat S. 18: „Ana mag den frühen Morgen, wenn es draußen noch leise ist. Und die Abenddämmerung, wenn alles ruhig wird. Sie liebt sie, die Ränder des Tages, wenn die Welt gedämpft ist und still.“
Ich auch!