Diamonds

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robertp Avatar

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Die vier Paare, die in diesem Roman vorgestellt werden, haben auf dem ersten Blick nichts miteinander gemeinsam. Erst langsam legt die Autorin J. Courtney Sullivan die Verbindungen offen. Im Mittelpunkt steht aber die Geschichte von Frances Gerety, die in den 40igern den Slogan „A diamond is forever“ erfand und damit bis heute in der Werbeindustrie Kultstatus innehält. Der Satz, der ohne nachzudenken erfunden wurde, hält sich bis heute in diversen Variationen im Gedächtnis.
Während Frances jedoch ihr Leben lang allein bleiben wird, handeln die weiteren Erzählstränge von Beziehungen unterschiedlichster Art in unterschiedlichen Epochen.
Evelyn und Gerald haben einen Sohn, der sie immer wieder enttäuscht. James und Sheila kommen mit ihren Schulden nicht zurande und scheitern beinahe deshalb in ihrer Beziehung. Ihr Sohn Parker, ein Geigenvirtuose, findet kurzes Glück bei Delphin, die seinetwegen ihren Mann Henri verläßt. Während Kate und Dan führen eine offene Beziehung, die trotz ihrer Tochtern nicht in einer Ehe mündet.

Die Autorin bemüht sich sichtlich viele Personen auf ihrem Weg zum Glück zu beschreiben. Am Anfang findet man kaum Verbindungen zwischen den Paaren, nur Diamanten sind auf irgendeine Weise immer im Spiel. Die Geschichten für sich selbst erzählt wären teilweise nur langweilig, da kaum tiefer auf die Beziehungen eingegangen wird. Erst in Verbindung miteinander wird der Leser neugierig auf die Schicksale und hofft nach jeder Unterbrechung nach mehr Informationen.
Zentrale Gestalt ist sicher Frances, die als einzige allein bleibt. Sie entwickelt sich in einer von Männern dominierten Sparte und erreicht letztlich die offizielle Anerkennung ihrer Leistungen.

Am besten hat mir die Geschichte von Delphine gefallen. Angezogen von der Jugend des Geigers D.J. verläßt sie ihren Mann Henri, mit dem sie in Paris ein Fachgeschäft für Musikinstrumente führt. Ihr Ausflug nach New York, wo D.J. alias Parker lebt, führt sie nach der Euphorie der ersten Liebe in eine Depression, die sie mit Hilfe einer weiteren Auslandsfranzösin überwinden kann. Gleichzeitig ist aber diese Frau dann aber der Grund für ihre Trennung. Sie kehrt – nach einer Zerstörungsaktion im Appartment D.J. – wieder nach Frankreich zu ihrem Mann zurück.
Die raffiniert gebauten Geschichten erlauben mir als Leser immer mehr Puzzlestücke miteinander zu verbinden und die Zusammenhänge zwischen den Personen herauszufinden. Diese detektivische Arbeit macht sicherlich den größten Anreiz die mehr als 580 Seiten durchzulesen.

Zeitweise werden auch kritische Ansätze an politischen, familiären und sozialen Verhältnissen beschrieben. Themen wie die Gewinnung von Diamanten – Stichwort Blutdiamanten oder die Ehe Homosexueller werden angeschnitten. Die Ausbeutung der Arbeitskräfte anhand des Schicksals von James dem Krankentransportfahrer, der trotz Überstunden und Sonderschichten seiner Schuldenfalle nicht entkommen kann. Die Unterschiede im Verdienst von Mann und Frau bei gleicher Beschäftigung, sowie die begrenzt Aufstiegschancen von Frances werden als gottgegeben hingenommen.
Frau Sullivan liefert somit einen lesbaren Roman über die Liebe. Sie schneidet viele Themen an und überlässt es dem Leser mit der Vielfalt umzugehen. Sie selbst bietet keine Lösungen sondern zeigt ein buntes Allerlei aus über 70 Jahren amerikanischer Geschichte der Paarbeziehung. Somit ist das Buch für mich der Prototyp eines einfachen Unterhaltungsromans.