Die Verlobungen

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lunamonique Avatar

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„Diamonds are a Girl’s Best Friend“. Das Lied von Marilyn Monroe ist unvergesslich und kommt sofort bei den ersten Zeilen von „Die Verlobungen“ in Erinnerung. 1947, Frances ist Werbetexterin für N.W. Ayer & Son, der größten Werbeagentur der Welt. De Beers ist ihr bester Kunde. Frances ist für die Werbung des diamantenen Verlobungsrings zuständig und soll seinen emotionalen Wert herausstellen. 1972, Evelyn und Gerald erwarten ihren Sohn Teddy zu Besuch. Er hat sich von seiner Frau Julie und den beiden Kindern getrennt. Eine neue Liebe ist der Grund. 1987, James und Sheila sind 14 Jahre verheiratet und haben zwei Söhne. James Pech in Sachen Geld ist Streitthema Nr. 1. Er ist pleite, hat Schulden, dass Haus ist mit einer Hypothek belastet und in keinem guten Zustand. Sheila wurde mit dem Jüngsten auf dem Arm überfallen. Der Dieb hat ihr alles abgenommen, auch den Ehe- und Verlobungsring. 2003, Delphine ist verheiratet mit Henri. Sie fängt mit dem bekannten Konzertviolinisten P.J. eine Affäre an, verlässt ihren Ehemann und geht mit P.J. nach New York. Sie ahnt nicht, dass sie einen Riesenfehler begangen hat. 2012, Kates Cousin Jeffrey heiratet Toby. Kate soll bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen, obwohl sie die Ehe ablehnt und Hochzeiten mit all dem großen Tamtam nicht ausstehen kann.

„Die Verlobungen“ besteht aus fünf Geschichten zu verschiedenen Zeiten, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Es entsteht das Gefühl, fünf Bücher auf einmal zu lesen. „Die Verlobungen“ ist in fünf Teile aufgeteilt. Die unterschiedlichen Handlungsstränge wechseln sich in kurzen Abständen ab. Für lange Zeit ist das einzige Verbindungsglied zwischen den Geschichten ein Diamantring. Frances denkt sich Werbeslogans für den diamantenen Verlobungsring aus und geht in ihrer Arbeit völlig auf. Jede Geschichte für sich ist interessant. Die Zusammenhänge betreffend tappt der Leser zu lange im Dunkeln. Die Spekulationen, wer mit wem wie zu tun hat, ziehen sich zu lange hin. Es geht um glückliche und unglückliche Liebesgeschichten, Lebensläufe und Schicksale. Autorin J. Courtney Sullivan befasst sich auch mit dem Thema Homo-Hochzeit. Wie schwer es ein Homosexueller hat, in einer Zeit aufzuwachsen, in der die Liebe zwischen Männern nicht akzeptiert wurde, wird an Tobys bedrückendem Lebenslauf deutlich. Jeder Charakter hat auch mit Negativem zu kämpfen. Evelyn kann den Verlust von Schwiegertochter und Enkelkindern nicht verwinden. Sie will einfach nicht glauben, dass Teddys Entschluss fest steht. Kate ist mit Dan auch ohne Hochzeit glücklich. Das wollen die Meisten aus ihrem Umfeld nicht akzeptieren. Delphine will Leidenschaft erleben, muss aber dafür bezahlen und sinnt auf Rache. James liebt seine Frau Sheila über alles, hat aber große Angst, sie aufgrund der finanziellen Situation zu verlieren. Als Rettungssanitäter wird er mit vielen schrecklichen Schicksalen konfrontiert. Ein vergessener, ein verlorener Ring, wie hängt alles zusammen? Das bleibt bis zum Schluss ein Geheimnis. Erahnen lässt sich das Ein oder Andere. Die Erwartungshaltung, dass sich die Wege schnell und offensichtlich kreuzen, wird nicht erfüllt. Vielleicht wäre die Geschichte dadurch noch intensiver geworden. So läuft alles nebeneinander her und das Zurechtfinden, der abrupte Wechsel fällt manchmal schwer. Die Charaktere mit ihren Ecken und Kanten halten den Leser bei der Stange. Delphines Rache an P.J bringt Spannung mit ins Spiel. Ihr Einfallsreichtum geht über das Normale, schon Bekannte hinaus.

Auf dem Cover küsst sich ein Paar innig. Handelt es sich um Delphine und P.J.? Die Beiden sind leidenschaftlich ineinander verliebt. Das gemalte Bild, das die Hälfte des Covers einnimmt, hat genau wie die Geschichte etwas Künstlerisches. Die Liebe zur Musik, zu Paris, alles klingt ein bisschen darin mit. Die viele gelungene und nicht gelungene Werbung für den diamantenen Verlobungsring nimmt im Buch etwas zu viel Raum ein. Ein bisschen Zurückhaltung wäre in dem Fall besser gewesen. Neben den Paaren ist auch Frances Geschichte sehr unterhaltsam, z.B. wie ihr der legendäre Werbespruch einfällt. „Die Verlobungen“ sticht aus der Masse heraus und ist eher etwas für Leserinnen. Wer auf viel Spannung und Action setzt, liegt hier falsch. Es ist eher ein leises Buch mit viel Inhalt und einen Einblick in die verschiedenen Jahrzehnte. Geschichtliches hat auch hier seinen Platz. Mit 592 Seiten ein Schmöker mit dem man viele schöne Lesetage zubringen kann. Interessant sind die Anmerkung der Verfasserin und die Danksagung am Ende. Der Leser erhält Informationen, wie dieses Buch entstanden ist.