Großes Lesevergnügen!

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Dieses Buch auszupacken war schon ein Vergnügen. Ein wunderschönes Cover, hochwertige Aufmachung und farblich passendes Lesebändchen versprechen ein exklusives Lesevergnügen. Aber wie jede(r) Leser(in) weiß, kommt es ja bei einem Roman nicht in erster Linie auf die Verpackung an!

Es werden abwechselnd fünf sehr unterschiedliche Geschichten in unterschiedlichen Jahrzehnten vom Zeitraum 1947 bis 2013 erzählt. Anfangs hält man sie für völlig unabhängig voneinander, auch wenn man natürlich ahnt, dass sie am Ende miteinander verbunden sind, doch erst sehr spät fallen die ersten Hinweise. Jede Geschichte wird kurz erzählt, dann folgt die nächste und das wiederholt sich mehrmals. Hervorragend gemacht, wie die Autorin immer mehr preis gibt von ihren Charakteren und immer tiefer auch in ihre Schattenseiten eindringt und dabei immer sehr differenziert bleibt.

Der Anfang wird mit Frances gemacht, die 1947 den Werbeslogan „A Diamond Is Forever“ für die Diamantfirma De Beers erfindet, der das Hauptmotte der Firma bleiben soll. Als Frau zu dieser Zeit kann man fast nur berufstätig bleiben, wenn man nicht heiratet. Dennoch bleiben viele Türen verschlossen, selbst um in den Golfclub aufgenommen zu werden, benötigt man einen Ehemann. Frances schafft es auch so. 1955 eine kleine Revolution. 1988 kommt ihr großer Moment! Zum 50-Jahr-Jubiläum der Zusammenarbeit ihrer ehemaligen Werbeagentur und der Firma De Beers wird sie nach London eingeladen und soll eine Ansprache halten. Endlich wird ihre Arbeit gewürdigt.

Evelyn und Geralds Geschichte spielt 1972. Ihr Sohn, Evelyns Meinung nach ein Taugenichts, soll zu Besuch kommen. Seit er seine wunderbare Frau Julie und die Töchter verlassen hat, sind sie nicht gut auf ihn zu sprechen. Und er bringt auch noch seine neue Freundin Nicole mit. Er will sich scheiden lassen und Nicole heiraten. Für Evelyn eine Katastrophe. Sie setzt den eigenen Sohn vor die Tür.

James ist Rettungsfahrer, das Geld ist immer knapp und er kann nicht verstehen, wie sich seine Frau Sheila nur für ihn entscheiden konnte. Erzählt wird die Weihnachtsnacht 1987, in der er, um ein paar Zulagen zu bekommen, völlig übermüdet Dienst schiebt und am Ende einer alten Frau, die im Rettungswagen stirbt, einen schönen, wertvollen Diamantring stiehlt, um ihn seiner Frau zu schenken!

Delphine verlässt ihren Mann Henri 2003, um mit dem wesentlich jüngeren Geigenvirtuosen P.J. nach Amerika zu gehen. Natürlich geht das nicht gut. Nach einem Jahr kommt sie zurück nach Paris. Auf dem Weg zum Flughafen verliert sie den Verlobungsring, den ihr P.J. gleich am Anfang geschenkt hatte.

Die aktuellste Geschichte ist die Kates. Sie ist eine Gegnerin der Ehe und lebt auch ohne Trauschein glücklich mit ihrem Lebensgefährten Dan und ihrer Tochter. Doch jetzt soll sie helfen, die Hochzeit ihrer Lieblingscousins Jeff mit seinem Partner Toby zu organisieren. Ihr graut und sie kann ihre Abneigung gegen Hochzeiten nur schwer verbergen. Doch für Jeff bemüht sie sich und freut sich für die beiden! Nachdem Tobys Mutter, eine strenge Christin, kurzfristig absagt, erklärt sie sich sogar bereit, Toby zum Altar zu führen.

Verbunden sind all diese Geschichten durch das Motiv des Diamantrings, der beworben, gekauft, verschenkt, getragen, verloren und neu entworfen wird. Bei allen Charakteren geht es ums Kämpfen um die Liebe und die Beziehungsform. Die einzelnen Lebensgeschichten sprechen auch von den Veränderungen in diesen Jahrzehnten, in denen anfangs eine verheiratete Frau nicht arbeiten durfte, in den 70ern Scheidung eine Schande war und schließlich 2012 gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen.

Wie genau alle Charaktere zusammenhängen werde ich nicht verraten! Man muss das Buch unbedingt selber lesen und wird es auch nicht mehr aus der Hand legen. Ein wunderbarer, vielschichtiger, dichter und sehr menschlicher Roman.