Toller amerikanischer Gesellschaftsroman

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Obwohl das Jahr 2014 ja eigentlich erst angefangen hat, legt die amerikanische Schriftstellerin J. Courtney Sullivan schon jetzt mit ihrem Roman "Die Verlobungen" ein Highlight für das ganze noch zu erwartende Literaturjahr vor.
Ich habe diesen Roman mit Begeisterung gelesen! Im Buch geht es , allgemein gesagt, um Beziehungen. Beschrieben werden verschiedene Liebesbeziehungen die zu unterschiedlichen Zeiten spielen. Dabei lernen wir ganz unterschiedliche Personen und Charaktäre kennen. Da ist in der Rahmenhandlung Frances, die Werbetexterin, die eigentlich immer nur für ihren Beruf gelebt hat. Wir lernen Evelyn kennen, die nach dem Tod ihres ersten Mannes dessen besten Freund geheiratet hat und die voller Unverständnis miterlebt, wie ihr Sohn Teddy seine Familie wegen einer Barbekanntschaft verlässt. Die Pariserin Delphine bricht aus ihrer langweiligen Ehe mit Henri aus, um einem viel jüngeren Geiger nach New York zu folgen. James und Sheila haben wegen des Vietnamkrieges geheiratet, sind aber nicht wirklich glücklich, weil James sich für einen Versager hält. Und schließlich ist da noch Kate , die die Ehe ablehnt, obwohl sie Mr Right gefunden hat. Sie fühlt sich durch die Hochzeit ihres schwulen Cousins überfordert.
Wir haben hier im vorliegenden Roman eine Reihe von Erzählsträngen, die so stimmig dargestellt werden, dass man das Buch eigentlich kaum aus der Hand legen mag. Irgendwie möchte man immer wissen, wie es bei den einzelnen Geschichten weitergeht. Obwohl die Geschichten scheinbar zusammenhanglos nebeneinanderstehen, haben sie ein gemeinsames verbindendes Motiv, nämlich den Diamantring. Der Diamantring steht ja besonders in den USA für Unvergänglichkeit und ist deshalb als Verlobungsring schon fast obligatorisch. Die von J. Courtney Sullivan beschriebenen Geschichten zeigen jedoch eindringlich,
dass Liebe eben doch vergänglich sein kann. Daran ändert auch ein Diamantring nichts.
Die Anlage des Buches hat mir unheimlich gut gefallen. J. Courtney Sullivan ist zudem eine brilliante Erzählerin.
Was ich aber zusätzlich besonders toll fand war, dass man auch vieles über die Rolle der Frau in der amerikanischen Gesellschaft im Wandel der Zeiten erfahren hat. Schön, z.B. die Episode, als Frances versucht, Mitglied eines Golfclubs zu werden. Es ist ja noch nicht allzu lange her, dass Frauen ohne Erlaubnis ihres Mannes keinen Kredit aufnehmen konnten und dass ihre Rolle die des Heimchens am Herd war. Solche Details werden wirklich gut erzählt .
Kurzum, das Buch hat mir rundum klasse gefallen und ich werde es auf jeden Fall in meinem Freundeskreis weiterempfehlen.