Eine berührende Familiengeschichte

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bücherliebende10 Avatar

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„Die verlorene Schwester“ ist für mich der erste Roman, von Linda Winterberg, den ich gelesen habe, aber ganz bestimmt nicht der Letzte. In diesem Roman greift Linda Winterberg ein Thema auf, dass mir bis dahin leider völlig unbekannt war. Und ich bin da mit Sicherheit nicht die Einzige. „Verdingkinder“, so wurden Kinder genannt die von den Eltern weggeben oder von den Behörden weggenommen wurden und anschließend an Pflegeeltern verdingt wurden. Dies geschah nicht nach dem Auswahlkriterium, wo das Kind es gut haben wird, sondern welche Pflegeeltern das wenigste Kostgeld verlangte. Diese Kinder sind meist auf Bauernhöfen gelandet, auf denen sie schwerste Arbeiten verrichten mussten und zudem ausgebeutet, geschlagen und missbraucht wurden.

Das solche Zustände in der Schweiz bis in die 1980er Jahre herrschten war für mich sehr erschreckend.
In der Geschichte befinden wir uns abwechselnd auf zwei Zeitebenen. Einmal ab dem Jahre 1968, in dem wir die beiden Schwestern Marie und Lena begleiten und erfahren, wie sie als „Verdingkinder“ gelebt haben.
Und auf der zweiten im Jahre 2008, in welcher wir die erfolgreiche Investmentbankerin Anna kennenlernen, die zufällig herausfindet das sie adoptiert wurde. Sie ist tief erschüttert über diese Entdeckung und macht sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter.

Linda Winterberg hat einen Schreibstil und eine Erzählweise, die mich von der ersten Seite gefangen genommen und mich zutiefst berührt hat. Auch wenn man von Anfang an weiß, dass Anna nur das Kind von Marie oder Lena sein kann und es auch schon nach wenigen Seiten klar ist, welche Schwester die leibliche Mutter ist, verliert es überhaupt nicht an Spannung. Im Gegenteil, gerade mit Marie und Lena fühlt man einfach jede Seite mit, man hofft, bangt und weint mit ihnen über diese Ungerechtigkeit die sie erleben mussten.

Ein Buch, dass mich sehr berührt und zum Nachdenken angeregt hat. Eine klare Leseempfehlung für jeden, besonders aber für jene, die noch nichts von „Verdingkindern“ gehört haben. Schaut es euch an! Diese Kinder verdienen es, nicht vergessen zu werden. Danke an die Autorin, die den Kindern eine Stimme gegeben hat.