Geschichten zwischen Generationen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
anndlich Avatar

Von

Nach dem Verlust ihrer Großmutter Änne werden Lauras Fragen über Ännes Vergangenheit immer größer. Laura findet alte Erinnerungen, die sie schließlich nach Schlesien führen und Laura erkennt, dass die Geschichte ihrer Großmutter komplexer ist, als sie jemals vermutet hätte.

Die Verlorene von Miriam Georg spielt auf zwei Zeitebenen. Wir befinden uns einerseits in Schlesien in den 1940ern und 2019 in Frankfurt und Schlesien. Während wir die 1940er aus vielen Perspektiven erleben, aber vorwiegend aus Ännes, erleben wir die 2019 primär aus Lauras Perspektive.

Der Einstieg fiel mir für ein Buch der Autorin ungewöhnlich schwer und ich habe lange gebraucht, um vor allem mit den Charakteren aus 2019 warm zu werden. Ihre Gedanken und Handlungen waren für mich nicht ganz greifbar und teilweise selbst in späteren Verlauf zu sehr auf den Zufall basiert. Dieser muss gewiss bei einer solchen Reise auch mitspielen, aber dennoch fehlte mir ein geplantes Verhalten, das zu Ergebnissen führt.

Gleichzeitig sorgte der Inhalt aus 2019 dafür, dass ich mir bereits nach 100 Seiten ziemlich sicher war, wie sich die Geschichte um Änne auflösen wird und war dementsprechend am Ende auch zu keiner Zeit überrascht. Ein Effekt der bei historischen Romanen natürlich nicht zwingend erforderlich sein muss, aber die Geschichte hätte ihn durchaus hergegeben.

Das sind dann aber auch schon die wenigen Kritikpunkte die ich habe, ansonsten mochte ich auch Die Verlorene wieder sehr gerne und dabei besonders die 1940er Jahre in Schlesien, die eindrücklich waren und die aufzeigen, was kleine Entscheidungen für Generationen bewirken können. Besonders stark empfand ich die wenigen Szenen aus der Perspektive Karls, im Zusammenhang mit dem Nachwort konnte ich mir auch erschließen warum dies so ist und kann an dieser Stelle auch nur empfehlen, dass auch das sehr starke und persönliche Nachwort gelesen werden sollte.

Miriam Georg schafft es mit Die Verlorene ein Bewusstsein für die eigenen Vorfahren und ihr Erlebtes zu erschaffen, dafür dass sie mehr als „Mutter, Vater, Großmutter, Großvater“ sind und dass sie ihre ganz eigene Geschichte besitzen, mit Träumen, Hoffnungen, aber auch Schicksalsschlägen und öffnet damit ein Ohr für genau das: Den Mensch hinter der Mutter, dem Vater, der Großmutter und dem Großvater zu sehen und beim nächsten Treffen Fragen zu stellen, an die man vor der Lektüre vielleicht nicht gedacht hat.