Verschenkte Kinder

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medsidestories Avatar

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Normalerweise lese ich wenig historische Romane.
Auf „Die Verlorenen“ bin ich initial durch das wirklich wunderschöne Cover und den eher außergewöhnlichen Titel aufmerksam geworden, die Leseprobe hat mich schließlich überzeugt.
Die hübsche Karte von London ist mir sofort ins Auge gefallen. Karten in Büchern wirken sowieso extrem bestechend auf mich.

„Die Babys waren eingepackt wie Geschenke“ heißt der erste Satz des Buchs. Das ist einer der besten ersten Sätze, die ich in letzter Zeit gelesen habe, weil er auf so vielen Ebenen von dem Szenario erzählt, das wir im ersten Kapitel erleben. Er zeigt, dass da Kinder sind, die geliebt, umsorgt und trotzdem hergeschenkt werden. Wenn man etwas verschenkt, dann hofft man schließlich auch, dass ma etwas Gutes tut.

Das Prinzip der Kinderlotterie macht beim Lesen erstmal traurig. Die Vorstellung, dass Mütter ihre Kinder weggeben müssen, damit sie eine Chance haben, um überhaupt leben zu dürfen, ist fürchterlich schmerzvoll. Aber auch heute noch relevant, gerade in Ländern, in denen Frauen nicht so viele Möglichkeiten haben wie hier.
Obwohl bereits klar ist, dass Clara weggegeben wird, wünschte man sich so sehr, dass in letzte Minute jemand eingreifen würde. Ich habe mich während des Lesens die ganze Zeit gefragt, ob die Lotterie realistisch ist und tatsächlich so stattgefunden hat, oder ob es auch fantastische Elemente gibt. Diese roten und schwarzen Kugeln im Sack kamen mir so aus der Zeit gefallen vor.
In der Leseprobe wird die Grundlage für einen hohen Spannungsbogen geschaffen. Man will natürlich unbedingt wissen, was aus Clara wird, wie sie später heißen wird und wann Bess sie wiedersehen kann. Außerdem interessiert es mich sehr, wo eigentlich Claras Vater ist. Warum kümmert er sich nicht um Bess und seine Tochter? Und was hat es mit dem Wal-Herz auf sich?

Mein erster Eindruck von „Die Verlorenen“ ist, dass es sich um eine ungewöhnliche Art von historischem Roman handelt und dass das Buch in mancherlei Hinsicht ein bisschen aus der Reihe fällt. Gerade deswegen möchte ich es unbedingt lesen.