Bewegende Story, bildreiche Sprache

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In „Die Verlorenen“ muss die junge Krabbenverkäuferin Bess ihr Neugeborenes im Findlingsheim abgeben, weil sie es selbst nicht ernähren kann. Als sie das Kind sechs Jahre später zurückholen will, ist es von dort verschwunden.
Titel und Cover
Titel und Cover passen meines Erachtens nicht zum Buch. Das Buch spielt Mitte des 18. Jahrhunderts, was man anhand des Covers nicht vermuten würde. Ich hatte das Buch für einen Gegenwartsroman/Liebesroman gehalten und erst beim Reinlesen entdeckt, dass es in einer früheren Zeit spielt. Da ich keine Käuferin nach Cover, sondern eher nach Klappentext bin, habe ich dennoch in eine Leseprobe reingelesen. Und was soll ich sagen? Ich war von der Geschichte und dem Sprachstil der Autorin direkt so gefangen genommen, dass ich unbedingt weiterlesen wollte.
Story und Stil
Story und Stil hielten, was sie versprachen. Wer mitverfolgen möchte, wie sich Bess auf die Suche nach ihrem Kind begibt, und zugleich etwas für wunderschöne sprachliche Vergleiche und einen von Sinneseindrücken vollen Schreibstil übrighat, der wird womöglich genauso begeistert sein wie ich. Ich jedenfalls konnte das Buch nicht aus der Hand legen, bis ich es ausgelesen hatte. Nur der Schluss ist etwas zu zuckergussartig geraten und alles löst sich plötzlich relativ einfach auf, was vorher noch ein gordischer Knoten war. Dafür könnte man einen Punkt abziehen, für mich aber überwiegt das Positive an der Geschichte.
Historischer Roman?
Für Fans von historischen Romanen möchte ich noch erwähnen, dass das historische Setting und die Schauplätze recht zurückgenommen sind. Im Vordergrund steht die Geschichte um Bess und ihre verschwundene Tochter sowie eine Frau namens Alexandra. Verbindungen zu realen historischen Ereignissen und Figuren sowie detailreiche Beschreibungen des Lebens, wie man es häufig aus klassischen historischen Romanen kennt, sucht man hier vergeblich.