Charlotte oder Clare?

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Für mich ist die Gestaltung des Buches „Die Verlorenen“ von Stacey Halls schon einmal ein wahnsinnig großer Pluspunkt. Einfach wunderschön ausgewählt ist der Umschlag, erinnert er doch an eine zeitgenössische Tapete in einem englischen Herrenhaus. Wirklich ein großes Kompliment dafür!
Auch sonst habe ich mich von diesem historischen Roman gut unterhalten gefühlt. Das kommt aber vielleicht auch daher, dass ich es liebe, historische Erzählungen, die im England des 18. Jahrhunderts spielen, zu lesen. Alles, was mich an die Romane von Jane Austen erinnert, erweckt mein Interesse. Ist es dann noch so gut zu lesen wie das Werk von Stacey Halls, freue ich mich über die Lektüre. Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt: Die junge Bess wird ungewollt schwanger, den Vater ihres Kindes kennt sie kaum.
Da sie ihr uneheliches Kind nicht alleine durchbringen kann, gibt sie es schweren Herzens in ein Waisenhaus. Sie ist jedoch wild entschlossen, ihr Kind später wieder abzuholen, sobald sie genug Geld gespart hat und hinterlässt deshalb ein Pfand, mit dem sie sich dann eindeutig identifizieren kann. Als sie sechs Jahre später aus diesem Grund in in das Waisenhaus zurückkehrt, ist ihre Tochter aber angeblich bereits von ihr vor Jahren abgeholt worden. Die Story wird aus zwei Perspektiven erzählt, auf der einen Seite aus der Perspektive von Bess und dann noch aus der Sicht von Alexandra, bei der, wie man schnell erahnt, Bess Tochter inzwischen lebt. Im Mittelpunkt des Romans steht der Konflikt der beiden Frauen, die aber jede für sich auch noch einen inneren Konflikt austragen. Bess möchte einerseits ihre Tochter unbedingt wieder bei sich haben, macht sich aber Vorwürfe, dass sie ihr nur ein Leben in Armut bieten kann. Alexandra weiß um ihre Gefühlskälte, befürchtet aber, wenn sie Charlotte gehen lässt, zu vereinsamen. Eigentlich interessante Themen, die aber leider etwas an der Oberfläche bleiben. Was mich aber wirklich mehr gestört hat ist, dass die Handlung doch teilweise recht konstruiert ist und gerade auch zum Schluss hin, vieles durch Zufälle erklärt wird. Wen das nicht stört, der wird den Roman trotzdem mögen.