Emotionaler, bewegender historischer Roman

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London im 18. Jahrhundert. Bess lebt in bitterer Armut. Sie, ihr Vater und ihr Bruder haben kaum genug Geld um sich selbst durchzubringen. Als Bess schwanger wird und 9 Monate später ein kleines Mädchen gebärt ist klar, dass sie das Kind nicht behalten kann. Sie bringt das Kind in ein Waisenhaus, mit dem festen Ziel Geld zu sparen um ihre Tochter später wieder zu sich zu nehmen. 6 Jahre später ist es so weit, doch im Waisenhaus wird ihr eine schreckliche Nachricht überbracht: Jemand hat das Kind bereits vor 6 Jahren unter Bess Namen aus dem Waisenhaus geholt. Daraufhin begibt sich Bess auf die Suche nach ihrer Tochter und gibt alles bei dem Versuch, sie wieder zu ihrer Familie zurück zu bringen.

Der Schreibstil der Autorin hat mich ab der ersten Seite begeistert: Sie beschreibt das Leben in London im 18. Jahrhundert so anschaulich, dass ich das Gefühl hatte selbst dort zu sein. Von Beschreibungen der Gerüche über Beschreibungen der Menschen und ihrer Kleidung, alles wirkt zu Hundertprozent echt. Toll war außerdem die kleine Karte von London, die gleich zu Beginn in das Buch eingelassen ist. Durch diese konnte man die Wege die Bess geht noch besser nachvollziehen.

Bess wirkt auf den Leser von Beginn an sehr stark. Sie hat eine eigene Meinung und weiß, für was sie kämpft. Ihre liebenswürdige Art und ihre starke Ausstrahlung waren mir gleich sympathisch. Sie hat sich mit ihrem Leben in Armut abgefunden und macht das Beste daraus. Aber auch die übrigen Protagonisten sind ausführlich ausgearbeitet und haben alle ihr eigenes Päckchen zu tragen. Die Einblicke in die verschiedenen Leben haben dem Buch eine authentische Atmosphäre verpasst.

Auch inhaltlich hält das Buch einiges bereit: Es ist sowohl emotional als auch spannend. Außerdem lässt die Autorin durch Bess schwarze Freundin Keziah wichtige Themen wie Rassismus und Unterdrückung mit in die Geschichte einfließen. Auch eine Gegenüberstellung der Armut und der reicheren Gesellschaft im 18. Jahrhundert gelingt gut. Gut gefallen hat mir auch folgende, vom Buch aufgeworfene Frage: Was ist eigentlich eine Familie? Was macht eine Mutter aus und wer hat diese Bezeichnung verdient?

Zusammengefasst ist dies ein Buch, welches mich ab der ersten Seite gefesselt hat. Es hat mich berührt und mein Herz an der ein oder anderen Stelle gebrochen um es am Ende wieder Stück für Stück zusammenzuflicken.