Gut recherchiert und fesselnde Unterhaltung!

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Inhalt

1747 muss die uneheliche Mutter Bess Bright ihre neugeborene Tochter Clara ins Foundling Hospital bringen, da sie arbeiten muss und das Kind nicht ernähren kann. Das Foundling Hospital nimmt uneheliche Kinder und Waisen auf, zieht sie bis etwa zum siebten Lebensjahr auf und ermöglicht ihnen dann eine Lehre, bzw. eine Anstellung als Hauspersonal. Eltern, deren finanzielle Verhältnisse sich gebessert haben, können ihre Kinder dort gegen Zahlung einer Summe für den Unterhalt der vergangenen Monate/ Jahre abholen, dabei weisen sie sich mit einem Gegenstand aus, den sie bei der Abgabe ihres Babys hinterlegt haben. Als Bess sieben Jahre nach der Geburt ihrer Tochter genug Geld gespart hat, um diese abzuholen, erwartet sie ein Schock: Angeblich sei sie nach nur wenigen Tagen ins Foundling Hospital zurückgekehrt und habe ihre Tochter ausgelöst.

Es gelingt ihr, herauszufinden, wer ihre Tochter zu sich genommen hat, aber damit fangen die Schwierigkeiten erst an. Die „Adoptivmutter“, die das Kind als ihr eigenes ausgegeben hat, möchte es nicht aufgeben. Clara, die inzwischen den Namen Charlotte trägt, lebt bei einer psychisch instabilen Frau in luxuriösen Verhältnissen , die ihre leibliche Mutter ihr nie bieten könnte, aber kann der Luxus die Wärme einer liebenden Mutter ersetzen?


Beurteilung

Der Roman schildert anschaulich und eindrücklich das Leben im London des 18. Jahrhunderts, dabei wird besonders der Kontrast der verschiedenen Gesellschaftsschichten herausgearbeitet. Auf der einen Seite gibt es die große Zahl armer Menschen, die trotz stundenlanger Plackerei kaum das Nötigste zum Leben haben und die mangels Bildung auch keine Chance haben, ihre Lebensverhältnisse zu verbessern. Auf der anderen Seite gibt es die Privilegierten, die in ihren gut geheizten Häusern ein Luxusleben führen. Neben diesen gesellschaftlichen Verhältnissen wird das Thema der Mutterschaft angesprochen, wobei es sich diskutieren lässt, wie wichtig Mutterliebe einerseits und gesicherte finanzielle Verhältnisse andererseits für das Wohlergehen von Kindern von Bedeutung sind.

Sehr interessant ist die für die geschilderte Epoche überraschend moderne Institution des Foundling Hospitals, das 1739 gegründet wurde und unzähligen Kindern das Leben rettete. Heute ist darin ein Museum untergebracht, das historisch interessierten Besuchern Londons ein Stück Stadtgeschichte vermittelt.

Die Charaktere der Romanfiguren sind gründlich und weitgehend glaubwürdig ausgearbeitet, lediglich eine der weiblichen Hauptfiguren macht gegen Ende eine Entwicklung durch, die zu abrupt erscheint.


Fazit

Ein äußerst fesselnd unterhaltener Roman, der den Leser mit einem realen Teil der Londoner Stadtgeschichte vertraut macht!
4,5 Sterne