Interessante Idee, etwas langatmig übermittelt

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ice_flower Avatar

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Das arme Mädchen Bess Bright bringt 1747 in London in schlimmsten und ärmlichen Verhältnissen eine Tochter auf die Welt, die sie in ihrer Not in ein Haus für Findelkinder abgibt. Es ist möglich, die Kinder aus diesem Findelhaus später wieder abzuholen, indem man eisern spart und sie quasi wieder „auslöst“ und für die entstandenen Kosten im Heim aufkommt. So nimmt es sich auch Bess vor. Sie spart 6 Jahre, um dann ihre Tochter wieder zu sich zu holen. Doch als es endlich so weit ist, ist das Mädchen nicht mehr im Heim und damit nicht aufzufinden. Man stellt fest, dass ihre Tochter bereits vor 6 Jahren abgeholt worden ist, angeblich von ihrer leiblichen Mutter. Nun entspinnt sich die große Frage und Suche: Wo ist ihre Tochter und wer ist die Unbekannte, die das Mädchen bei sich aufgenommen hat?
„Die Verlorenen“ stammt aus der Feder von Stacey Halls. Die Autorin war mir bis jetzt noch nicht bekannt. Die Aufmachung des Buches ist an sich sehr edel und grafisch äußerst gelungen, insbesondere das Umschlagspapier, sodass man hier aufmerksam wird und eine spannende historische Lektüre erwartet. Der Leser/die Leserin taucht sofort in das Geschehen im historischen London ein. Eine historische Karte am Anfang des Buches ermöglicht das Zurechtfinden der Örtlichkeiten und bekommt daher einen großen Pluspunkt. Die Sprache und die zahlreichen Dialoge sind angenehm, wenn auch meines Erachtens noch ausbaufähig hinsichtlich der damals üblichen sprachlichen Gepflogenheiten. Das Buch selbst teilt sich in 4 große Hauptabschnitte mit unterschiedlichen Kapiteln ein und wechselt zwischen den Hauptprotagonisten Bess und Alexandra. Somit kann sich der Leser/die Leserin anschaulich ein Bild von beiden machen und erfährt auch sehr viel zu ihrem Gefühlsleben. Während man mit Bess direkt „warm“ wird und ihre Empfindungen aber auch ihre Armut förmlich fühlen und greifen kann, gelang es mir nicht wirklich Alexandra zu durchschauen. Dabei sind die Wechsel zwischen dieser ärmsten Schicht der Armen, aus der Bess stammt, und der gehobeneren Schicht, der Alexandra entstammt, durchaus sehr interessant und zeigen einmal mehr die historischen Gegebenheiten der damaligen Zeitepoche auf.
Allerdings schleichen sich meiner Meinung nach bereits in Teil 1 Längen ein, die sich immer weiter fortsetzen und es fällt manchmal schwer den Geschehnissen zu folgen und am Ball zu bleiben, da man sich noch mehr, insbesondere an Spannung, wünscht. Manche Erklärungen zu Geschehnissen sind mir auch ungenügend, während wieder andere ausschweifend erklärt werden. So zieht es sich durch das gesamte Buch- man fühlt sich förmlich hin und her gerissen zwischen „Bitte einen Zahn zulegen“ und „Halt. Stopp. Ernsthaft jetzt?“ Ich hatte ehrlich gesagt mehr Erwartungen an dieses Buch, da es auch ausreichend beworben worden ist, sodass ich schon ein klein wenig enttäuscht bin. Im Fazit vergebe ich aber gut gemeinte 3 von 5 Sternen und lege jedem nahe, sich selbst von diesem Roman zu überzeugen.