Konnte mich leider nicht überzeugen

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monika85 Avatar

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Im Mittelpunkt von "Die Vermesserin der Worte", dem neuen Roman von Katharina Seck, steht die 29-jährige Schriftstellerin Ida Hermann. Nach ihrem Studium und einigen Jahren bei einer Lokalzeitung arbeitet sie nun als freie Autorin. Seit vier Monaten hat sie eine Schreibblockade und wird bald die Miete für ihre winzige Einzimmerwohnung nicht mehr aufbringen können. Auch der Kühlschrank ist leer, sie braucht dringend eine Arbeit. Durch einen Tipp ihres Briefträgers Theobald erfährt sie, dass für ein großes Anwesen im Grünen eine Haushaltshilfe gesucht wird. Ida hat Glück und wird eingestellt. Ihr neuer Arbeitsplatz befindet sich in einem abgelegenen Dorf, und ihre Arbeitgeberin, Ottilie Selig, ist eine alte Dame, die ihr mit Zurückhaltung und Ablehnung begegnet. Im Ort ist man auf Ottilie, die von den Einwohnern als "Die Herrin des papiernen Anwesens" bezeichnet wird, nicht gut zu sprechen ...

Das Buch beginnt sehr vielversprechend, liest sich leicht und flüssig. Wir lernen die junge Ida kennen, die in dem heruntergekommenen Haus von Ottilie damit beschäftigt ist, jahrzehntealten Schmutz und Staub zu beseitigen. Schnell wird ihr klar, dass die alte Dame Gedächtnislücken hat. Ganz behutsam nähern sich die Frauen an, und Ottilie bittet Ida, ihr eine Geschichte zu erzählen. Ab diesem Moment wird aus dem Roman ein Märchen, eine Fantasy-Geschichte, an der ich schnell die Lesefreude verloren habe. Die Handlung wird seicht, kitschig und vorhersehbar. Es geht gewaltig an der Realität vorbei, besonders im Zusammenhang mit dem ernsten Thema Demenz. Da werden Ottilie Weisheiten und Sätze in den Mund gelegt, die eine Demenzkranke ihres fortgeschrittenen Stadiums niemals äußern könnte. Die romantisierende Darstellung der Krankheit fand ich unerträglich.

Das Putzthema nimmt in meinen Augen übertrieben viel Raum ein, dadurch kommt es zu häufigen Wiederholungen. Gut gefallen haben mir die Beschreibung der Kunst des Buchbindens und die Unterteilung des Buches in einzelne Kapitel mit passenden, gut gewählten Überschriften. 

Wer ein Faible für sogenannte Wohlfühlromane mit Fantasy-Elementen hat, wird das Buch vielleicht mögen - für mich war es leider nicht das Richtige.