Außergewöhnlich gut

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sapere_aude Avatar

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Die Zwillingsschwestern Desiree und Stella sind schwarz, haben aber helle Haut. Trotzdem sind sie wie andere Schwarze in den 1960er Jahren von verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens der USA ausgeschlossen. Auf der Suche nach einem dringend benötigten Job gibt sich Stella eines Tages als Weiße aus und merkt, dass es einfacher ist, die Seiten zu wechseln, als gedacht. Als sie jedoch beschließt, mit einem Mann an ihrer Seite in ein neues Leben als Weiße einzutauchen, ahnt sie nicht, was sie dafür alles verleugnen und hinter sich lassen muss. Desiree hingegen, die einen dunkelhäutigen Schwarzen heiratet, erlebt eine ganz andere Seite der amerikanischen Gesellschaft.
"Die verschwindende Hälfte" ist so vieles und in so vielen Hinsichten herausragend: es ist ein amerikanischer Roman im besten Sinne über mehrere Generationen und zweimal quer durch die Vereinigten Staaten. Es ist ein Buch über die Rolle von Töchtern und den Wert der Familie, über Frauen und Männer, romantische Beziehungen und gefährliche Ehen, über Ziele und Identitäten, über Freiheit und Selbstverwirklichung. Gleichzeitig ist der Roman so gut geschrieben, dass man kaum merkt, mit wie vielen existentiellen Fragen und großen Themen die Leserin oder der Leser konfrontiert werden.
Nicht zuletzt ist das Cover außerordentlich gelungen und es ist toll, dass es auch für die deutsche Ausgabe verwendet wurde. Insgesamt ist "Die verschwindende Hälfte" definitiv ein, wenn nicht das Lesehighlight 2020!