Eine Suche nach der eigenen Identität

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mikki44 Avatar

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Brit Bennett's Roman "Die verschwindende Hälfte" thematisiert die Suche nach der eigenen Identität und der Akzeptanz der Herkunft und familiären Hintergründe.
Es dreht sich um den Lebensweg der Zwillinge Desiree und Stella, die in dem kleinen Dorf Mallard aufwachsen, welches geprägt ist durch die Entwicklung von immer hellhäutigeren Generationen von Menschen: Dunkelhäutigkeit wird abgelehnt und als fremd betrachtet. Mit 16 brechen die beiden Mädchen auf nach New Orleans, auf der Suche nach einem spannenderen Leben und die Möglichkeit zur Selbstentwicklung. Stella wendet nach einer Weile nicht nur Mallard den Rücken, sondern auch ihrer Zwillingsschwester Desiree und heiratet ihren Vorgesetzten Blake, mit dem sie aus New Orleans wegzieht. Blake ist ein weißer Amerikaner und Stella lebt von nun an ein Leben einer "typischen weißen Hausfrau", aber eben auch das Leben mit einer Lüge, da sie ihre Vergangenheit komplett verdrängt. Desiree hingegen heiratet einen dunkelhäutigen Mann und entscheidet nach Jahren sich mit ihrer Tochter dem Leben in Mallard erneut zu stellen.
Brit Bennett schafft es mit ihrem Roman, den Wunsch nach einem anderen Leben der Protagonistinnen bemerkenswert sensibel zu beschreiben. Gerade die so unterschiedlich eingeschlagenen Lebenswege der Zwillinge, die sich 16 Jahre glichen, zeigt, wie Begegnungen mit Menschen das eigene Leben formen und verändern. Die Leichtigkeit, die eine weiße Hautfarbe gegenüber einer dunklen Hautfarbe mit sich bringt, erschreckt einen beim Lesen und verdeutlicht die hierarchische Betrachtung der Gesellschaft auf die Herkunft der Menschen.