Große neue Stimme der afroamerikanischen Literatur

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Wenn die Presse behauptet die Autorin des vorliegenden Romans sei in die großen Fußstapfen von Toni Morrison getreten, so ist dies in diesem Falle keine Übertreibung. Inhaltlich wie stilistisch bewegt sie sich in einem ähnlichen Terrain und zeigt, dass sie mit ihrem zweiten Roman auf einem sehr guten Weg dahin ist, diese Fußstapfen evetuell irgendwann ausfüllen zu können. Die fiktionale Ausgangssitiuation des Romans - eine Ortschaft Mallard in Lousiana, in der die Gründerväter darauf bedacht waren von Anfang an immer hellhäutigere Schwarze mit jeder Generation heranzuziehen und in der dunkle Schwarze als minderwertig eingestuft werden - lässt jedoch an noch ganz andere Größen der afroamerikanischen Literatur denken. Die Ideen von Brit Bennett erinnern an William Melvin Kelley oder Colson Whitehead. Beide Meister darin, eine wahnwitzige Idee als eine sehr reale Ausgangssituation für das persönliche Drama von ihren afroamerikanischen Protagonisten zu erschaffen. Leicht verrückt, aber gar nicht so abwegig.

So verschwindet nicht nur in der Ortschaft Mallard die "Schwarze Hälfte" der Bewohner nach und nach - und wenn sie sich richtig geben, gehen sie sogar als Weiße durch - sondern im Roman verschwindet auch ein Zwillingspaar. Desiree und Stella begleiten wir über einen Zeitraum von ca. 50 Jahren auf ihren Lebenswegen. Die Autorin verschachtelt dabei gekonnt Episoden aus verschiedenen Jahrzehnten und scheut sich nciht vor Sprüngen über viele Jahre hinweg. Die Lücken werden durch Erinnerungen gefüllt und so entsteht ein spannendes Bild dieser Zwillinge, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Mit ihrer fesselnden Sprache begnügt sich die Autorin jedoch nicht nur mit einem Familiendiorama, sondern sie wirft einen Blick über die Familiengeschichten hinaus auf die Gesellschaft in diesen Jahrzehnten zwischen den 40ern und 90ern. So geht es ebenso wie um Hautfarbe auch um das Überweinden von Geschlechteridenditäten sowie sozioökonomischen Verhältnissen. Dabei geht der Leserin die Verbindung zu den liebevoll entworfenen Figuren nie verloren. Ich habe mit den ProtagonistInnen mitgefiebert, sodass die 400 Seiten nur so dahinflogen. Ein wirklicher Pageturner mit Tiefgang.

Da ich ein Fan der bereits genannten AutorInnen bin, konnte mich auch Brit Bennett mit ihrem zweiten Roman durch und durch überzeugen. Ich freue mich sehr auf weitere Bücher dieser vielversprechenden Autorin und empfehle sie dringend an interessierte LeserInnen weiter.