Rassismus, Klasse, Identität

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steffywhoelse Avatar

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Dass Britt Bennett mich mit ihrem neuen Roman wieder mal packt, ist nicht überraschend. Schon ihr Debüt „Die Mütter“ war ein unglaubliches Werk, dessen Geschichte mir heute noch tief im Gedächtnis sitzt. Sie ist eine Meisterin verschiedene Handlungsstränge und Charaktere miteinander zu verwickeln, ohne dass es konfus wird und die Spannung mit jedem Kapitel zum Wachsen bringt.

Der erste Teil war ein wenig langsam, doch sobald ich bei den nächsten Teilen ankam und man die zwei Generationen kennenlernt, wird die Geschichte mitreißend. Die Individuen auf ihren Reisen zu begleiten und wie sie sich mit Themen wie Identität, Rassismus, Mutterschaft und Einsamkeit auseinandersetzen, ist ergreifend. Die Leben der verschiedenen Frauen, sowohl das der Zwillinge als auch ihrer Töchter, füllte mich mit Empathie und einem unbeschreiblichem Gefühl der Hoffnung.

Das Thema des Rassismus hat Bennett durch einen wirklich einzigartigen Blickwinkel betrachtet, den ich so zuvor noch gar nicht bedacht habe. In einem Dorf wo Schwarze von Generation zu Generation immer heller in ihrer Hautfarbe werden, stellt sie die Frage der Identität durch die Entwicklung ihrer Figuren dar.

Wechselnde Perspektiven die Einblicke in die Gedanken und Motive der Charaktere ermöglichen, erzählen die Geschichten von den Figuren, die trotz ihrer Verwandtschaft ganz unterschiedliche Leben führen. Alte Leben, die sie hinter sich gelassen haben und neue Leben, die sie trotz sozialem Aufstieg einsam und verletzlich fühlen lassen.

Es werden keine Probleme vereinfacht, und erst recht nicht die Resultate die durch kritische Entscheidungen entstanden sind. Diese Hierarchien, die in der amerikanischen Kultur und Gesellschaft herrschen, werden durch komplexe Handlungen aufgedeckt. Bennett erarbeitet nicht nur die geschwisterliche Beziehung, sondern auch die von Tochter und Mutter, Frau und Mann und sie erforscht dabei auch Gewalt in der Ehe, sowie das Entdecken der eigenen sexuellen Identität. Sie geht mit diesen delikatem Inhalt sorgsam um, und ist in ihrer Erzählung nie urteilend.

Eine so gut geschriebene Geschichte, die faszinierend, beeindruckend und zum Nachdenken anregt. Eines meiner Lesehighlights für dieses Jahr. Ich bin schon voller Vorfreude auf das nächste Werk dieser exzellenten Schriftstellerin, eine Autorin mit so viel Stil und Macht in ihrer Sprache und Wahl für relevante Themen.