Grandios

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Elsa Martinelli wächst sehr behütet bei ihrer Familie in den Great Plains in den USA auf. Bei einer ungeplanten Affäre wird sie schwanger, die Familie verstößt Elsa und sie wird von der Familie ihres Mannes aufgenommen. Diese wird ihr zu einer viel wertvolleren Familie als ihre eigene, und nimmt sie in ihre Mitte. Elsa bekommt ein weiteres Kind mit ihrem Mann, mit dem sie ausser den Kinder nichts weiter verbindet.

Mitte der 1930er vernichtet ein Sandsturm nach dem anderen jegliche Chance auf eine erfolgreiche Ernte. Viele Familien flüchten aus der Dust Bowl und hoffen auf eine neue Chance in Kalifornien, die ihnen viele Flugblätter versprechen. Elsas Mann ergreift als erstes die Flucht, und lässt seine Familie im Stich. Erst als Elsas Sohn Anthony krank wird, muss sich Elsa eingestehen, dass auch sie die Reise nach Kalifornien antreten muss, um ihre Familie zu retten. Diese Reise erweist sich jedoch als reiner Horror. Kalifornien wurde überschwemmt an Hilfsarbeitern, die Baumwollfelder geben nicht genug Platz und Ertrag für alle Wanderarbeiter. Die Plantagenbetreiber drücken die Löhne und treiben die Ärmsten noch weiter in die Armut mit vermeintlich günstigen Krediten. Die Wirtschaftskrise breitet ihren Fluch immer weiter aus. Elsa versucht mit allen Mitteln, sich und ihre Kinder am Leben zu erhalten, und muss dich den Vorwürfen ihrer Tochter stellen. Diese will mit Hilfe von Gewerkschaften wehren und begibt sich dadurch selbst in eine ernst zu nehmende Gefahr. Es bleibt erneut die Flucht, die einen noch höheren Preis fordert.

Mit „die vier Winde“ ist Kristin Hannah ein Meisterwerk gelungen. Sprachlich so gewaltig und eindringlich, dass es wie ein Sandsturm in jede Ritze des Bewusstseins eindringt. Wie lange kann ein Mensch durchhalten, bis einen die Natur in die Knie zwingt? Elsa Martinelli hat ein unglaubliches Durchhaltevermögen, was fast schon an Sturheit grenzt. Sie kämpft wie eine Löwin, will weder ihr Rudel noch ihr Nest aufgeben. Sie kümmert sich um die Schwiegereltern, die ihr mehr Familie sind als ihre eigentliche Familie. Ihre pubertierende Tochter und der kränkelnde Sohn rauben ihr Kraft, die sie kaum mehr aufbringen kann. Der Ehemann ist ein Träumer, der nicht den Mut hat, für die Familie einzustehen und flüchtet feige, und lässt somit die Familie im Stich. Elsa wächst über sich hinaus, und kann die Familie retten. Es wird ihr immer gesagt, sie ist schwach, ihr Herz ist schwach. Und doch sage ich: es ist ihr Herz, das am stärksten ist. Sie ist bereit, wie eine Löwin zu kämpfen, sie hat den Mut, neue Wege einzuschlagen, sich einzugestehen, sich geirrt zu haben. Und sie macht ihre Kinder, besonders ihre Tochter, zu einer noch stärkeren Frau.

„Die vier Winde“ ist ein Buch, das ich nicht das letzte Mal gehört/gelesen habe. Es ist ein Buch, das den Glauben an eine bessere Welt erhält. Wer für etwas kämpft, wird belohnt, auch wenn nicht immer in der Weise, wie man es erwartet.

Dank der Sprecherin Luise Helm lebt dieses Buch besonders. Luise Helm schafft es so grandios, dass die Charaktere leben, in einem und um einen herum sind. Sie hat die nötige Ruhe an den richtigen Stellen, und gibt den Charakteren die nötige Würde, wenn die Krise diese ihnen raubt. Es hat keine bessere Sprecherin dafür gefunden werden können.

Dieses Buch ist eine Geschichte über eine wirklich dramatische Krise, die zu viele Opfer gefordert hat. Der Schmerz, die Verzweiflung sind greifbar, und doch kann man soviel aus dieser Geschichte mitnehmen. Es wird immer Menschen geben, die voran gehen, sich ihren Weg suchen, und für andere ein Vorbild sein werden. Genau diese Menschen braucht die Welt.

Ich möchte noch soviel mehr über dieses Buch schwärmen, und doch bleibt mir nur eins zu sagen: Lest und vor allem: hört es selber. Es ist grandios!