Schmöker mit Tendenz zur Schmonzette

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merkurina Avatar

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Vier Winde ist ein dicker Schmöker, der sich in wenigen Tagen gut weglesen lässt. Dabei ist das Buch jedoch über weite Strecken so düster wie sein Cover dunkel und kein reines, beschwingtes Lesevergnügen. Lediglich ganz am Anfang, als wir eine Protagonistin kennenlernen, die ein ausgefallenes, mutiges Manöver unternimmt, um einem freudlosen Alltag zu entrinnen, kommt beim Lesen eine heitere Stimmung auf. Dann wird das Buch schnell reichlich schwermütig.
Die Lektüre wusste ich gleichwohl über weite Teile zu schätzen, da ich von einem Kapitel der US-amerikanischen Geschichte erfuhr, das mir gänzlich unbekannt war: die menschengemachte Klimakatastrophe (!) der so genannten Great Plains, die zur "Dust Bowl" wurden, weil das Präriegras hemmunglos für die Steigerung des Weizenanbaus gerodet worden war. Dadurch vernichteten Dürre und Staubstürme Ernten und machten Menschen krank. Exemplarisch werden die Folgen am Schicksal einer texanischen Familie erzählt.
Mir scheint, als ob gerade US-amerikanische Autor:innen dieser Tage verstärkt auf die Gefahren der globalen Krimakrise Bezug nehmen. In diesem Buch geschieht es implizit, aber sehr drastisch. Und hochzurechnen, was hier geschildert wird, auf ein globales Geschehen, ist wirklich, wirklich beängstigend.
Kristin Hannah ist eine Bestseller-Autorin, ihrem Stil ist das gekonnte Handwerk anzumerken. Und leider wird mir das Buch im letzten Teil - nach dem Auftauchen von Jack - zu kitschig. Diese Soße hätte ich nicht gebraucht. Nachdem ich noch mal drüber geschlafen habe, habe ich mich für drei (und nicht vier) Bewertungspunkte entschieden: Ein nicht uninteressantes Buch, aber ein schaler Nachgeschmack.