Staub soweit das Auge reicht

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emma winter Avatar

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Elsa, von jeher wegen ihrer zarten Natur von der Familie in die Schranken gewiesen, heiratet unter ihrem Stand einen jungen italienischstämmigen Mann. Fortan lebt sie mit ihm auf der Farm seiner Eltern, die es durch viel Fleiß und harte Arbeit zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht haben. Doch die guten Jahre der 1920er in Texas sind irgendwann zu Ende. Die einst herrlichen und ertragreichen Weizenfelder sind nur noch staubige Ebenen. Es wird ein furchtbares Jahrzehnt werden, in dem sehr wenig Regen fällt. Täglich kämpft Elsa mit ihrer Familie um das Überleben, um genug Nahrung, Wasser und Schutz vor den alles verschlingenden Sandstürmen.

Kristin Hannah zeichnet an Elsa das Schicksal der Menschen in der Dust Bowl in den 1930er Jahren nach. Neben der Weltwirtschaftskrise machten die Trockenheit und die Sandstürme in den Great Plains aus hunderttausenden von Amerikanerinnen und Amerikanern bettelarme Menschen. Eine riesige Gruppe von Wanderarbeitern entstand, die ihr Glück in Kalifornien suchte. Die unglaubliche Naturkatastrophe und das daraus resultierende Leid schildert Hannah ebenso eindringlich wie das erniedrigende Leben als Wanderarbeiter*in auf der Suche nach einem Job, um nicht zu verhungern.

Die Handlung begann für mich etwas klischeehaft und seicht. Als aber die schweren Zeiten hereinbrachen, hat die Geschichte eine große Sogkraft entwickelt. Diese Schilderungen fand ich sehr gelungen, auch wenn mir die Protagonistin nicht ans Herz gewachsen ist und ich mich ihr nicht nahe gefühlt habe. Das Elend, der Kummer um das verlorene Land und die Tiere, die Demütigungen als besitzlose Menschen und das Ausbeutertum der Plantagenbesitzer in Kalifornien werden schonungslos aufgezeigt. Einige historische Details kannte ich bereits, vieles war mir aber auch neu.

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Die Handlung entwickelt sich und läßt die Leser nicht mehr los. Eine wohl verpackte Geschichtsstunde, die aufrüttelt und obwohl die Ereignisse fast 100 Jahre zurückliegen, hochaktuell ist. Es geht um selbstgemachte Katastrophen, Gier, Flucht und wie mit Menschen umgegangen wird, die alles verloren haben. Es geht aber auch um Freundschaft in schwierigsten Zeiten und helfende Hände, vor allem aber um die Frauen, die große Stärke beweisen und schier Übermenschliches leisten, um ihre Familien zu retten.