Episoden einer Beziehung

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leseclau Avatar

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In vielen einzelnen Episoden erzählt Katja Oskamp von einer (ihrer) großen Liebe. Die junge Studentin und der große Schriftsteller Tosch lernen sich an der Uni kennen und lieben. Beide stecken in unglücklichen Beziehungen und entscheiden sich füreinander. Sie leben nicht miteinander, sondern ihre Beziehung nährt sich aus zwei Quellen „Erst später wurde mir bewusst, dass Leporello und Stehpult [zwei Geschenke] für die Gemengelage des Ursprungs [der Beziehung] standen: Sex und Text“. Als durch Toschs Krankheit der Sex wegbricht und durch zunehmende Pflege ersetzt wird, fehlt der Beziehung ein wesentlicher Teil. Wir erleben das langsame Entfremden, den Schmerz, die Einsamkeit.

Mit einer wunderbaren Sprache, die ganz klar und pointiert ist, arbeitet Katja Oskamp ihr Leben auf („Heute weiß ich es: So wie Tosch in seine Heimat zurückkehrte, kehrte auch ich in meine Heimat zurück. In das Land meiner Kindheit.“). Die kurzen Kapitel lassen Zeit zum Nachdenken, zum Reflektieren und zur Interpretation.

Der Anteil des Autobiografischen ist hoch, was sich mir aus dem Klappentext nicht erschloss. Vielleicht ist damit eine gewisse beobachtende Distanz verbunden, die es verhindert, dass ich mich mit der Protagonistin identifizieren kann. So blicke ich interessiert neugierig auf diese Beziehung, beobachte mit und lasse mich vom Philosophieren über das Leben anstecken.