Lebensmensch

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Katja Oskamp hat einen autobiografischen Roman geschrieben, in dem sie die 19 Jahre währende Beziehung zu einem berühmten Schweizer Schriftsteller auf eine ganz wunderbare Art und Weise beschreibt, dies in fünf Kapiteln in vielen Episoden.

Als die Beiden sich kennenlernen, ist sie 30 und er ist 19Jahre älter und Gastdozent am Literaturinstitut in Leipzig. Er ist schon ein berühmter Schriftsteller, sie fängt gerade an mit dem Schreiben. Sie war auf Anhieb fasziniert von ihm, so wie er auch von ihr und sie treffen sich zunächst öfters im Josephs Pub und reden und reden und, wie sie es ausdrückt, sie muten sich einander zu. Er ist der Mann, den sie brauchte und wollte und sie wird seine Geliebte. Sie ist schon Mutter einer kleinen Tochter, aber es ihr ihr schnell klar, dass sie ihren Ehemann verlässt.

Es beginnt eine Beziehung, in der er, im Roman Tosch genannt, zwar berufsbedingt viel unterwegs ist, ihre Zeit miteinander aber sehr intensiv ist. Sowohl in seiner Jungesellenbude im „Lotterbett“ als auch als auch in literarischen Gesprächen miteinander, bei Veranstaltungen der „obersten Liga“ und auch im Familienprogramm zusammen mit ihrer Tochter Paula,die gleich eine gute Beziehung zu ihm bekommt.

Sie müssen sich arrangieren, und dies gelingt sogar, als er krank wird und sie eine neue zusätzliche Rolle bekommt, die der Pflegerin. Es ist fast selbstverständlich und doch auch eine Gratwanderung, was ihre Beziehung betrifft. Bei alldem bewahren sich die beiden Liebenden noch Humor und feiern ihre abstrusen Ideen.

Dennoch beginnt unweigerlich irgendwann das Gefüge beginnt zu bröckeln, als die Katze stirbt, Tosch seine Jungesellenbude aufgibt und Tochter Paula auszieht. Sie muss sich mehr und mehr mit Verlust, Abschieden und Trennung auseinandersetzen, sie spricht von einem Ruinen-Gefühl.
Er ist und bleibt ihr „Lebensmensch“, auch wenn sie seine vorletzte Frau ist und sich irgendwie ganz neu sortieren muss.

Sie schafft es sprachlich ganz faszinierend, die Befindlichkeiten von sich, Tosch oder Paula auszudrücken, hierbei in wunderbaren und eindrücklichen Bildern und mit herrlicher Selbstironie.
Ich mußte mich erst einmal in diese ihre ganz eigene Sprache einlesen, aber sie hat mich mehr und mehr begeistert. Und die Auseinandersetzung mit sowohl dem Thema große Liebe als auch mit dem Thema Krankheit und die Auswirkung dessen auf eine Beziehung, hat Katja Oskamp überzeugend gestaltet.