Die Wächterinnen von New York

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canyouseeme Avatar

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"Die Wächterinnen von New York" von N. K. Jemisin hat mir den Einstieg in das Buch nicht gerade leicht gemacht. Die Handlung beginnt im Prolog ohne weitere Einführung des Lesers mitten im Geschehen. Orte, Protagonist(en), Kontext werden zunächst nicht weiter ausgeführt. Leser:innen starten genauso ahnungslos und verwirrt, wie der Protagonist des Prologs - der Avatar der Stadt New York. Der Schreibstil hat mir von Beginn an gefallen, er ist bildhaft und klar. Doch das erste Drittel des Buches war mir zu langatmig, zu verworren und konnte bei mir keinerlei Spannung auf den weiteren Verlauf des Buches wecken. Nach dem ersten schwierigen Drittel gewann die Handlung jedoch plötzlich an Fahrt und entwickelte sich zu einem packendem Pageturner. Das Setting war klarer, die Protagonist:innen zumindest schon teilweise bekannt und die Dynamik war lebhaft. Ich bin im Nachhinein froh, dass ich den ersten Impulsen dieses Buch abzubrechen nicht gefolgt bin.
Die fünf Avatare der Stadtteile sind allesamt sehr charakterstark und repräsentieren ihren jeweiligen Bezirk. Es ist beinahe wie eine literarische Stadtführung. Es war schön, dass jeder Avatar so präsent in der Geschichte war, jedoch gibt es dadurch viel Handlung mit Fokus auf die "Geburt" als Stadtteil, das Entdecken der Macht und dem Zusammenfinden mit anderen Avataren. Die Bedrohung, die New York gegenübersteht, die dahinterliegenden Gründe und schlussendlich die finale Auseinandersetzung kamen mir im Vergleich dazu ein wenig zu kurz. Ich hätte mir hier mehr Ausgewogenheit gewünscht.
Insgesamt konnte mich das Buch also nicht vollends überzeugen, insbesondere auch der schwache Start ist ein deutlicher Kritikpunkt. Dennoch ist die Gesamtstory stimmig und im Großen und Ganzen mitreißend.