Interessante Idee, enttäuschende Umsetzung

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jennyreads Avatar

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Inhalt:
Städte sind lebendig und suchen sich einen Avatar, wenn sie erwachen. Doch als New York erwacht läuft etwas schief und es werden fünf Wächter bestimmt. Einen Wächter für jeden Bezirk und so könnten die einzelnen Wächter nicht unterschiedlicher sein. Manny ist genau so wie man sich Manhattan vorstellt. Brooklyn ist eine ehemlaige Rapperin. Bronx ist eine Kuration. Und natürlich haben wir auch noch Queens und Staten Island, die ihrem Klischee genau entsprechen. Gemeinsam müssen sie gegen einen Feind kämpfen, der begonnen hat die Stadt zu vergiften.

Review:
N.K. Jemisin war mir vorher nicht bekannt, aber das Cover und die Inhaltsangabe haben mich direkt angesprochen. Das Cover ist zwar schlicht gestaltet, wirkt allerdings ein wenig futuristisch und auch der Titel hat mich neugierig gemacht. Vom Inhalt her versprach es ein großartiges Buch zu werden und ich war neugierig wie die Verkörperung der Städte umgesetzt werden würde. Voller Spannung habe ich mich daher auf die Geschichte gestürzt aber wurde recht ernüchternd zurück gelassen. Die Umsetzung ist sehr woke und verliert sich komplett daran das Thema Rassismus und Diskriminierung unter dem Deckmantel einer Sci-Fi Geschichte umzusetzen.

„Die Wächterinnen von New York“ ist ein ziemlich schlechter Liebesbrief an New York selbst. Es wimmelt nur so vor Witzen und Bemerkungen, die wohl nur ein echter New Yorker verstehen kannund so fühlt sich der Leser schnell recht verloren und ich habe gemerkt wie mein Interesse immer wieder abgedriftet ist. New York wird regelrecht auf ein Podest gehoben und das war mir manchmal fast schon etwas zuviel. Auch der Schreibstil hat da wenig geholfen, da die Autorin einen recht ungewöhnlichen Stil hat und ich daher nicht so ganz in die Geschichte hineingefunden habe. Ein paar Anspielungen finde ich noch okay, aber wenn es so viele werden, dass es den Leser stört dann ist definitiv etwas falsch gelaufen. Es wirkt fast so als wollte die Autorin den Leser absichtlich außen vor lassen, wenn man die Stadt nicht gut genug kennt. Einige Dialoge strotzen nur so von Stereotypen und obwohl ich schon immer nach New York wollte, hat die Autorin mir irgendwann fast schon die Lust daran genommen selber mal nach New York zu reisen.

Wie bereits erwähnt spielt das Thema Rassismus und Diskriminierung eine wichtige Rolle, was ich grundsätzlich großartig finden würde, da es ein Thema ist das uns alle betrifft und als solches auch unbedingt angesprochen werden sollte. Allerdings ist die Darstellung von N.K. Jemisin so voller Klischees und Vorurteile, das es mir den Spaß am lesen genommen hat. Die Bewohner von Staten Island werden als kleingeistige Republikaner dargestellt. Zudem ist es mehr als auffällig, dass alle weißen Charaktere in der Geschichte schlecht sind und alle PoC Charaktere gut sind. Allgemein spielt das Thema Hautfarbe eine unglaublich große Rolle und ads erste was bei jedem Charakter erwähnt wird ist eben dies. Und das wird dann auch bis aufs kleinste Detail ausgeführt. Und es wird natürlich immer wieder erwähnt wie schlecht und rassistisch und böse jeder einzelne der weißen Charaktere ist. Damit zeigt sich die Autorin genau so ignorant wie die Leute, die sie selber mit ihren Aussagen kritisieren will.

N.K. Jemisin versucht eine tiefgründige Geschichte zu schreiben und scheitert daran. Die Geschichte geht nur sehr langsam voran und es passiert sehr lange gar nichts, wodurch ich mich mehrmals gelangweilt gefühlt habe und mich zwingen musste weiter zu lesen. Ich hatte auch das Gefühl als würde sie einige Charaktere im Laufe der Geschichte aus den Augen verlieren, nur um sich dann am Ende wieder daran zu erinnern um sie dann zwanghaft mit einzubringen. Der Bösewicht der Geschichte ist ein klassicher Bilderbuch Bösewicht. Sie ist abgrundtief böse, hat keinerlei Tiefe und wird dadurch einfach unglaublich blass und nichtssagend. Auch das Magiesystem ist nichtssagend und wenig durchdacht und macht teilweise tatsächlich einfach überhaupt keinen Sinn.

Show, Don’t Tell ...das dürfte mittlerweile jedem ein Begriff sein, aber die Autorin hat davon offensichtlich noch nichts gehört. Das fällt bereits nach wenigen Kapiteln auf und steigert sich immer weiter. Ich fand den Schreibstil wirklich sehr durchschnittlich. Zudem greift die Autorin sehr auf Umgangssprache zurück wenn es zu den Dialogen etc. kommt und das war mir stellenweise auch etwas zu viel.

Alles in einem ist die Grundidee wirklich super, aber die Umsetzung konnte mich leider nicht überzeugen. N.K. Jemisin hätte so viel mehr aus dieser Idee rausholen können. Die Handlung war leider viel zu langweilig und ich mochte keinen der Charaktere, wodurch ich auch nicht mitfiebern konnte.

Fazit:
Interessante Idee, aber eine mangelhafte Umsetzung. Wer Sci-Fi liebt sollte lieber zu anderen Autoren greifen und dieses Buch meiden.