New York will leben

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mausfrosch Avatar

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Die Grundidee von N.K. Jemisins neustem Werk ist so ungewöhnlich wie interessant: Wenn Städte lange genug bevölkert und ihren Bewohnern zur Heimat gemacht wurden, können sie quasi ein Eigenleben beziehungsweise eine Art Bewusstsein entwickeln. Als „Geburtshelfer“ oder Avatare dienen dabei besondere Menschen, welche die Stadt oder auch deren einzelne Teile verkörpern. Für New York steht nun dieser spannende Prozess an, während dessen die Stadt besonders angreifbar und verletzlich ist. Denn längst nicht jeder Metropole ist der entscheidende Schritt bisher gelungen – irgendjemand oder irgendetwas scheint es darauf abgesehen zu haben, die Geburt mit allen Mitteln zu verhindern...

Auftritt für die namensgebenden Wächterinnen von New York

Eine bunt gemischte kleine Truppe von Bewohnern, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, muss die jeweils anderen Avatare finden und sich vor allem ordentlich zusammenraufen. Denn so divers wie die Stadt und ihre Viertel sind, so verschieden präsentieren sich auch die Persönlichkeiten, Interessen und Hintergründe ihrer Verkörperungen. Zum Glück können die Protagonisten auch entsprechende Stärken in die Gruppe einbringen und sie finden außerdem ein paar geheimnisvolle Unterstützer.
Das ist auch bitter nötig, denn der Feind droht immer mehr, in New York Fuß zu fassen und seine Tentakel buchstäblich nach allem auszustrecken, was den Hauptfiguren lieb und teuer ist.

Die Perspektive wechselt kapitelweise zwischen den einzelnen Hauptfiguren sowie gelegentlich den Unterstützern. Die Autorin hat es sehr gut geschafft, deren unterschiedliche Ansichten und Persönlichkeiten in die Geschichte einfließen zu lassen. In den Dialogen kommen oft Umgangssprache sowie Slang zum Einsatz, was bestimmt nicht ganz einfach zu übersetzen war. Meiner Meinung nach ist das Unterfangen aber gelungen.
Zu gefallen wissen außerdem auch die ganz eigenen Ideen der Geschichte und die lebendigen Beschreibungen der Schauplätze sowie Ereignisse. Zwischendurch dürfen dabei auch ein paar actionreiche Szenen nicht fehlen, die ich mir gut in einer Verfilmung vorstellen könnte.

Urbaner kann Fantasy wohl kaum sein

Trotz aller Qualitäten konnte mich dieses Buch der Autorin nicht ganz so abholen wie ihre vorherigen Werke. Das liegt aber wahrscheinlich hauptsächlich auch daran, dass ich Fantasy aus fremden Welten Geschichten aus unser eigenen meist vorziehe. Außerdem liegt mir als Landei das städtische Szenario nicht so richtig am Herzen. Für Menschen, die sich in und mit New York auskennen, ist das Lesevergnügen sicherlich noch mal eine Ecke größer.
Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gern gelesen und ich möchte gern wissen, wie die Story weitergeht. Es handelt sich nämlich um den ersten Band einer geplanten Trilogie und am Ende ist lediglich eine Art Etappenziel erreicht.