Spannender Genremix

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eule und buch Avatar

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Dass Städte lebendig sind, sagt man gern so daher, doch in diesem Buch sind sie es wirklich. Irgendwann, wenn eine Stadt einen gewissen Punkt überschritten hat, sucht sie sich einen Avatar, der sie verkörpert. Während dieses Prozesses ist die Stadt verwundbar und ein Feind aus einer anderen Dimension versucht, anzugreifen. Im Falle von New York geht etwas extrem schief, wodurch es sich weitere Avatare für die einzelnen Stadtteile suchen muss. Doch die fünf Bezirke sind so unterschiedlich, dass es dabei zu starken Reibereien kommt. Dabei müssen sie zusammenhalten, wenn sie überleben wollen.

Von diesem Buch hatte ich tatsächlich etwas anderes erwartet. Eigentlich dachte ich, dass es sich hier um Urban Fantasy mit stärkerem literarischem Einschlag handeln würde. Tatsächlich war es eher kosmischer Horror mit Anlehnung an Lovecraft, den ich hier vorgefunden habe. Anfangs muss ich gestehen, dass mir dies das Lesen etwas erschwert hat. Dennoch bin ich sehr froh, dass ich durchgehalten habe.

Dies ist eins dieser Bücher, in denen Diversität großgeschrieben wird. Charaktere verschiedener Herkunft, Kultur und Sexualität sind hier so normal nebeneinander und werden durch mehr als ihre Diversität charakterisiert. Die Wesenszüge der Protagonisten sind an die besonderen Eigenheiten der Menschen ihrer Stadtteile angelehnt. Manhattan wirft mit Geld auf seine Probleme, Brooklyn war eine Rapperin, die nun in der Politik mitmischt, Bronx ist die Leiterin eines Kunstzentrums, Queens eine junge Immigrantin, die Mathe liebt und Staten Island die Tochter eines rassistischen, misogynistischen Polizisten, die durch ihre eigenen Gedankenmuster leichte Beute für den Feind aus einer anderen Dimension ist.
Auch wenn die Charaktere oft durch die Klischees ihrer Stadtteile geprägt waren, fühlten sie sich für mich doch immer real und glaubhaft an. Als Nicht-New Yorkerin kann ich dabei allerdings nicht beurteilen, wie realistisch die jeweiligen Repräsentationen waren.

Die Autorin greift in diesem Buch Werke von Lovecraft auf. Aber während bei ihm der Horror im Unbekannten, in den Fremden lag, was zum Teil auf seinen Rassismus zurückzuführen ist, liegt der Horror in diesem Buch eher im Rassismus selbst. Die Autorin zeigt, wie derartige Strukturen unsere Gesellschaft unterwandern und ihr letztlich stark schaden können.

Insgesamt gefiel mir die Handlung des Buches sehr gut. Auch wenn der Mittelteil sich an einzelnen Stellen ein wenig zog, gab es auch hier viele interessante Gedankengänge, welche ich sehr zu schätzen wusste.

Fazit:
„Die Wächterinnen von New York“ ist ein Buch mit einer kompromisslosen Haltung im Bereich Diversität. Die Geschichte ist interessant und auch wenn es mir zu Beginn schwerfiel, hineinzufinden, so bin ich doch glücklich, dass ich sie beendet habe.