Wahrheit

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heike lohr Avatar

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Ich bin vom Design des Titelblattes gleichermaßen fasziniert wie von dem Schreibstil, der auf eine gute Übersetzung aus dem Tschechischen schließen lässt. Die Hauptfigur gefällt mir, die ihre Privatsphäre schützt. Auf der Fahrt von der Bar ins Landhaus lässt sich der Ich-Erzähler nicht direkt vor seinem Haus absetzen, sondern bei der Müllhalde, auf der er eines Nachts Lichter bemerkt und an eine grob gebaute Hütte klopft. Ein alter Mann öffnet die Tür und sagt,er sei manchmal auf der Müllhalde. Es werden immer mehr der alten, entsorgten Sachen abtransportiert, so dass der Schriftsteller noch einmal vorbeischaut. Der alte Mann, der Ordnung in diesen Abfallhaufen bringt, sucht oft nach einem richtigen Ausdruck, behauptet aber ein Einheimischer zu sein. Die Frage, ob er auf der Suche nach einem Schatz sei, verneint er nicht wirklich. De Ich-Erzähler meint, wenn er etwas Bestimmtes suche, könne er helfen, er war nämlich früher Journalist und habe noch Kontakte. Das klingt immer spannender und das gemeinsame Trinken scheint den Zeitpunkt näher zu bringen, welcher mehr aus dem Leben des alten Mannes enthüllen wird. Der Schriftsteller geht daraufhin in die Dorfkneipe und meint aus den dortigen Gesprächen das Wort Schatz herauszuhören. Der alte Mann behauptet ein Waisenkind gewesen zu sein. Er habe in der SS gedient, auch Kommunist sei er gewesen. Er habe auch in vielen Gefängnissen gesessen. Aber dieser Ort, an dem er sich jetzt niedergelassen habe, sei das Liebesnest für Sophie und ihn gewesen. Um sie zu finden, hat er auch eine Anzeige in der Zeitung geschaltet. Asynchron wird seine Geschichte erzählt, die der Schriftsteller abends aufzuschreiben pflegt, nachdem sie ihm erzählt wurde. Die Geschichte von Mares Mutter, die von ihrer Mutter sehr verwöhnt wurde. Die Geschichte seiner Deportation 1924. Alle Ereignisse schieben sich ohne Chronologie ineinander. So entsteht ein eigenwilliges Bild von dem Leben des alten Mannes, das sich aus seinen Erzählungen so nach und nach zu einem Ganzen zusammenfügen lässt. Auf diese Weise erwarten wir mit Spannung, ob Mares seine Marie wiedersehen wird. Gleichzeitig wollen wir wissen, ob der Schriftsteller diese Geschichte an seine Verlegerin verkaufen wird. Das Buch verspricht einen angenehmen Lesegenuss.