Bitter-süße Coming-of-age

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Inhalt
Suzy ist zwölf, als sie die schockierende Nachricht erhält: Ihre beste Freundin Franny ist im Urlaub ertrunken. Einfach so. Dinge, die einfach so passieren, sagen die Erwachsenen. Aber Suzy will sich damit nicht abfinden. Das Mädchen, das Naturwissenschaften liebt, untersucht den Fall auf eigene Art: Ursache und Wirkung - und haben sich die Quallen in den Meeren nicht so stark vermehrt, dass auch ein Biss Schuld tragen kann?
Aber es ist nicht nur der Tod Frannys, der Suzy beschäftigt. Da sind noch die Dinge, die zuvor geschehen sind, die Veränderungen, denen sich Suzy nicht stellen konnte. Sie kannten sich seit sie fünf waren, verbrachten jeden Tag gemeinsam. Aber dann begann Franny, sich für andere Dinge zu interessieren, Aussehen und Jungs in etwa. Sie lebten sich auseinander und trennten sich als Feinde. Wie soll man mit zwölf solch fulminante Dinge verstehen lernen? Suzy bemüht sich nach Kräften.


Meinung
Ali Benjamin hat einen sehr gefühlvollen Roman für Jugendliche geschrieben, der sich aber vielleicht doch eher an erwachsene Leser richtet. Die Geschichte ist so bittersüß, dass sie für Suzy, die ja mittendrin steckt, vermutlich noch gar nicht vollends zu verstehen wäre.
Die Idee indes birgt kaum Neues, es ist typisches Coming of Age: Junges Mädchen an der Schwelle vom reinen Kind zum Teenager. Die neuen Gedanken und Gefühle, die mit fortschreitendem Alter auftreten, kommen bei manchen früher, bei manchen später. Franny, die nie besonders intelligent war, findet schnell heraus, dass sie mit glatten, blonden Haaren und bestimmter Kleidung Anschluss bei den beliebten Mädchen finden kann. Suzy dagegen ist eher introvertiert, durchdenkt alles bis ins Kleinste, liest sehr viel. Sie begreift nicht, warum jemand nach seinem Äußeren beurteilt wird und versucht, Franny wieder für sich zu gewinnen. Nur macht sie dabei alles falsch. Als Franny dann nicht mehr ist, weiß Suzy nicht, wie sie damit klarkommen soll, dass sie sich nicht haben aussprechen können und viele Dinge für immer ungesagt bleiben werden.
Der große Reiz an Benjamins Roman ist die Art wie er erzählt wird. Er setzt bei einem Schulausflug nach dem Tod Frannys an, als Suzy von den Quallen erfährt. Danach wird eine fortlaufende Geschichte erzählt, die aber immer wieder von Rückblendekapiteln unterbrochen wird. Diese fügen sich jedoch nahtlos und sehr geschickt an, bereichern das aktuelle Geschehen und vertiefen Suzys Charakterisierung enorm.
So gelingt die erste Hälfte des Buches äußerst intensiv und emotional, birgt zudem viele Überraschungen, mit denen zunächst in dieser Form nicht zu rechnen war. Doch dann fasert das Geschehen auf und gegen Ende wirkt es fast wie abgebrochen, bis es dann noch einmal einen winzigen Happy-End-Ausblick ins weitere Leben Suzys gibt.
Ein wenig störend empfand ich persönlich, dass manche Dinge zu gewollt wirkten, wie für den aktuellen Zeitgeist hineingeschrieben. Auch waren viele Figuren recht klischeebehaftet, was sich bei einer solchen Geschichte aber vermutlich nicht ganz vermeiden lässt. Hervorzuheben ist in jedem Fall die äußere und innere Ausgestaltung des Buches, es gibt kleinere Illustrationen und eine sehr einfache Hinführung zur Untersuchung einer Theorie.
"Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren" ist ein bezaubernder kleiner Roman für alle, die sich noch an die eigene Schulzeit erinnern und etwas fürs Herz brauchen.