Nicht komplett überzeugend

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Zum Buch

Als ich den Klappentext das erste Mal las, war ich sofort Feuer und Flamme für das Buch. In einer wirklich interessanten Leserunde durfte ich dann noch mit anderen Begeisterten dieses Buch lesen und auch darüber diskutieren.

Das Cover finde ich sehr schön. Unaufdringlich, aber doch ein Hingucker. Die Qualle ist nicht nur Dekoration, sondern ein sehr gut recherchiertes Thema der Autorin, das unsere Protagonistin Suzy fast durchgängig begleitet. Fand ich interessant, gerade weil man diesen Tierchen hier an der Ostsee oft begegnet. Es gibt zu der Gegenwart auch noch kursiv gedruckte Kapitel, die die Rückblenden auf die Freundschaft von Franny und Suzy darstellen. Nicht sehr detailliert, aber man kann sich so als Leser ein gutes Bild machen. Die Story ist in der ersten Person aus Suzys Sicht geschrieben und sie beinhaltet relativ kurze Kapitel.

Auf den ersten Seiten werden die Schläge eines Herzens auf die Lebensjahre umgerechnet – Zahlen, die mir persönlich Angst machten und mir sehr klar vor Augen führten, wie zerbrechlich das Leben ist. Wenn das Herz nicht mehr schlägt, nützen einem auch andere gesunde Organe nichts mehr – dann war´s das…
Suzy beschäftigt sich das ein oder andere Mal mit Zahlen, wie man auch am Klappentext sehen kann. Sie machte auf mich den Eindruck eines sehr belesenen Mädchens, das mir manchmal aber schon zu altklug wirkte. Sie ist völlig fassungslos, als sie die Mitteilung vom Tod ihrer Freundin erhält. Dieses Entsetzen und Unverständnis konnte ich sehr gut in den Passagen fühlen. Ihre Reaktion ist völliges Stillschweigen. Für die Eltern von Suzy eine ebenso schreckliche Situation, denn ihre Mutter überbringt ihr die schlechte Nachricht. Sie fühlen sich eindeutig überfordert und sehen die Lösung nur in der Hilfe einer Psychologin. Konnte ich zwar gut nachvollziehen, aber ich hätte mir doch ein bisschen mehr Einfühlungsvermögen von den Eltern gewünscht. Man muss nicht für alles gleich Ärzte zu Rate ziehen.
Das Lesen war für mich stellenweise sehr merkwürdig, weil die Autorin die Stille richtig gut rüberbrachte und ich mich wie in einem Kokon fühlte. Ein andauernder wortloser Monolog, der hauptsächlich aus Notizen zu dem Quallenthema bestand.

Wie schaffst du es, Lebewesen zu lieben, die außer dir niemand liebt?
Seite 130

In der Geschichte gibt es einen ganz entscheidenden Wendepunkt, der mich Suzy in einem anderen Licht sehen ließ. Zwischendurch fand ich außerdem, dass die Autorin den roten Faden der Story etwas außer Acht ließ und sich nur noch auf Suzys Belange konzentrierte. Dies gefiel mir nicht so gut, weil ich auch das Mädchen nicht mehr komplett sympathisch fand.

Ali Benjamin hat mich mit diesem Buch sehr zum Nachdenken angeregt. Sie spricht ein Thema an, dass uns alle in irgendeiner Form betrifft. Die Geschichte ließ sich auf Grund der kurz gehaltenen Kapitel und der recht geringen Seitenzahl schnell lesen. Die Gestaltung des Covers und auch der Seiten gefiel mir sehr gut. Die Figuren wirkten fast durchgängig authentisch und sympathisch. Mir ist ganz besonders die Textpassage auf Seite 194 aufgefallen, die mich nicht mehr losließ. Wer mag, sollte sie sich einmal anschauen und sich seine eigenen Gedanken darüber machen. Ich kann das Buch empfehlen, auch wenn ich nicht ganz überzeugt worden bin.

Und das – dass Dinge manchmal völlig grundlos geschehen – war vielleicht die größte und schrecklichste Wahrheit von allen.
Seite 211