Schwere Leichtigkeit

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skaramel Avatar

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Warum? Diese Frage haben wir uns schon so oft gestellt. Sei es in den kleinen Momenten, in denen uns das Butterbrot wieder auf die Marmeladenseite gefallen ist, aber auch in den großen, einschneidenden, schlimmen, lebensverändernden Momenten, in denen wir einen Menschen verloren haben, verlassen wurden oder einen anderen Schicksalsschlag stand- und aushalten mussten. Dieses ‚Warum‘ hat schon jeder eingeatmet, in die Welt geschrien oder still in sich hinein gedacht und um genau dieses ‚Warum‘ geht es in Ali Benjamins Debütroman ‚Die Wahrheit über die Dinge, die einfach passieren müssen‘.
Denn Suzy, kleine, feine, aber starke zwölf Jahre alt, muss auch mit einem ‚Warum‘ leben. Ihre Mitschülerin und ehemals beste Freundin Franny ist im Sommer gestorben. Ertrunken, einfach so. Obwohl sie eine gute Schwimmerin war, obwohl es keine Anzeichen für Strömungen gab, obwohl…. Suzy dreht und wendet die kleine Frage immer wieder in ihrem Kopf herum, weil sie verstehen will, was in diesem Sommer passiert ist. Warum ist Franny tot? Warum, wenn sie so gut schwimmen konnte? Warum, wenn sie noch so jung war? Also begibt sich die kleine Suzy auf eine Odysee aus Gedanken, Recherche und der Suche nach dem ‚Warum‘. Wir als Leser begleiten die kleine Heldin dabei, wie sie mit ihrem Verlust umgeht, das Sprechen einstellt und ihre ganz eigenen Erklärungen findet. Dabei lesen wir nicht noch ein typisches Jugendbuch, sondern können über Trauerbewältigung, die Schönheit der Natur und die Welt der Wunder noch so einiges lernen.
Der Markt an „Jugendbüchern“ ist mittlerweile übersättigt, gefühlt haben wir alles schon einmal gehört, gelesen oder vergleichen willkürlich. Da einen wirklichen Schatz zu finden, gleicht einer unendlichen Suche, die kaum zu bewältigen ist. Umso schöner ist es, wenn man dann einen findet. ‚Die Wahrheit über die Dinge, die einfach passieren‘ ist so einer. Ali Benjamins Schreibstil ist weich und begleitet einen sanft durch seine Geschichte. Viele Charaktere gibt es nicht, im Prinzip ist es nur Suzy, die wirklich Tiefe erlangt. Über sie lernen wir ihre Mutter, ihren Vater, Franny und den Jungen im Biest-Kostüm kennen, nicht ausschweifend, aber genug. Mehr braucht das Buch aber auch nicht, denn Franny weiß die Seiten mit ihren Gedanken und Recherchen zu füllen ohne dass sie einem überdrüssig wird.
Wer also einen schönen Roman sucht, der leicht und schwer zu gleich ist, den nötigen Tiefgang mitbringt und von einem wunderbaren Schreibstil unterstrichen wird – hier habt ihr ihn. Den, den ihr sucht – ihr werdet nicht enttäuscht.