Ein Alptraum in einem Alptraum

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hennie Avatar

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Schon die Leseprobe nahm mich gefangen. Der Spannungsbogen wurde bereits sehr weit aufgezogen. Es entstanden sofort Bilder in meinem Kopf und ich stellte mir einige Fragen. Beide Protagonisten, sowohl Sarah, als auch ihr verschwundener Ehemann Philipp haben, hatten Geheimnisse. Führen diese am Ende ins Chaos?
Nach dem Lesen des gesamten Buches kamen noch viele Fragen hinzu, die ich mir aber alle beantworten konnte.

Melanie Raabe versteht es, von Anfang an mit ihrem angenehmen Schreibstil zu fesseln. Wunderbar formuliert, dieser Schmerz, diese Einsamkeit, die Ungewißheit, die die junge Frau verspürt über den langen Zeitraum und dann kommt ein Mann zurück, der der ihre sein soll?

Der Ausgangspunkt:
Sarah Petersen, eine 37jährige Lehrerin, bewohnt mit ihrem 8jährigen Sohn Leo eine schöne Villa in Hamburg. Seit 7 Jahren ist ihr Mann Philipp, der wichtigste Teilhaber eines milliardenschweren Konzerns, von einer Geschäftsreise nicht zurückgekehrt. Seit 7 Jahren lebt sie allein mit ihrem kleinen Jungen. Gerade hatte sie begonnen, sich auf ein neues Leben einzurichten. Sarah läßt sich die langen Haare abschneiden, lädt sich Gäste nach Hause ein, bereitet ein Essen für sie zu...
Da plötzlich kommt der Anruf vom Auswärtigen Amt – PHILIPP LEBT - !
Doch der Mann, der aus dem Flugzeug steigt, ist nicht ihr Mann. Sie möchte das sofort an Ort und Stelle klären, jedoch keiner schenkt ihr Gehör. Das Geschehen nimmt seinen Lauf. Für die Öffentlichkeit ist Philipp wieder da...

Meine Meinung:
„Die Wahrheit“ - Dieses Buch ist ein ganz besonderer Thriller, ein Thriller der Extraklasse, einer von der Sorte, wie ich sie liebe. Ich habe die Geschichte in einem Rutsch durchgelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht und wie es endet. Atemlos spannend, und das vollkommen ohne Leichen oder aufgesetzten Gruselfaktor.

Erzählt wird auf der Ich-Ebene, einmal von Sarah, einmal vom Fremden.
Der Fremde verfolgt einen Plan, von dem er sich nicht abbringen lassen will. Er behauptet Philipp zu sein, ist eiskalt und unerschütterlich. Sarah hat es mit einem vollkommen unberechenbaren Mann zu tun. Auf S. 134 sagt er z. B. „Du kapierst es tatsächlich nicht, ... Du hast keine Ahnung, was los ist...“ Der Fremde und Sarah haben beide ein Geheimnis. Sind es zwei Geheimnisse oder haben sie ein gemeinsames?
Der Fremde: S. 139: „Die Schuld steht der Frau ins Gesicht geschrieben.“ Oder auf S. 203 ...manche Menschen denken eben, sie kommen mit allem davon...“ Was meint er nur damit? Er spricht in Rätseln. Nichts ist so, wie es scheint. Nichts scheint so, wie es ist!
Als Leser habe ich mich gefühlt wie Sarah: „Ein Alptraum in einem Alptraum.“ Die Handlung trägt streckenweise surreale, verstörende Züge, aber am Ende der Geschichte löst sich alles auf und der Leser blickt durch...
Man darf sich selbst ein optimistisches Finale „stricken“.

Fazit:
Das schlichte Cover paßt gut, hat einen gewissen Symbolcharakter. Eine neue Frisur, für viele Frauen ist das tatsächlich ein radikaler Schritt.
„Sie kennt ihn nicht. Doch er weiß alles über sie“ - Mich hat „Die Wahrheit“ sehr zum Nachdenken angeregt!

Ich vergebe meine Leseempfehlung mit fünf Sternen!