Sarah und Philipp

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Sieben Jahre zwischen Hoffen und Bangen. Sieben Jahre die für Sarah irgendwie in Zeitlupe laufen. Nur Funktionieren für ihren kleinen Sohn und für sich, jedoch keine Zeit um wirklich zu leben. Und doch verspürt sie seit neuestem eine leise Ahnung von einer Veränderung zu etwas Neuem, eine neue Frisur und vielleicht auch ein neuer Mann. In die Vorbereitung auf ein neues wieder lebenswertes Dasein, platzt ein Anruf vom Auswärtigen Amt. Ihr seit sieben Jahren auf einer Geschäftsreise verschollener Ehemann Philipp, ist gefunden worden. Er wurde in Kolumbien entführt und befindet sich auf der Heimreise. Ein Anruf den Sarah seit vielen Jahren erhofft hat und der sie jetzt jedoch völlig unvorbereitet trifft. Wie sollen Sie und ihr Sohn Leo, der seinen Vater eigentlich nicht wirklich kennt, da er noch viel zu klein war als dieser verschwand, mit dieser Situation umgehen. Das Unfassbare ist jedoch, der Mann der aus dem Flugzeug steigt ist nicht Philipp und niemand will Sarah glauben. Von einem Moment auf den anderen ist Sarahs Welt, den Kokon den sie sich seit Jahren um sich und ihren Sohn gespannt hat ist zerrissen, denn von jetzt an lebt ein Fremder in ihrem Haus….

Ein unfassbar spannendes Buch durfte ich in den Händen halten und lesen. Eine junge Autorin die es versteht den Leser in ihren Bann zu ziehen und das nicht mit großen effekthaschenden Spannungsbögen sondern mit leisen Tönen, genährt aus den zwischenmenschlichen Interaktionen und den daraus folgenden Fehlinterpretationen. Geschickt wird der Leser verunsichert. Ist es tatsächlich ein Fremder in Sarahs Leben. Warum? Genau wie die Protagonistin vermutet man ein übles Komplott um Macht und Gier. Doch die Dinge sind nicht immer das was sie zu sein vorgeben. Diesen Aspekt lässt Melanie Raabe immer wieder auf die eine oder andere Weise aufblitzen. Das ergibt ein unheimlich dichtgeschrieben Plot der spätestens ab Seite hundert zum Pageturner wird. Vorher wird eher beschaulich, Sarahs Leben im Jetzt geschildert. Der Anfang ist vielleicht noch nicht ganz so fesselnd, zeigt jedoch eine Schreibgewandheit der Autorin („Ich wasche mir die Stadt von den Händen,..“), die ich sehr bewundere. Faszinierend waren für mich die Einblicke in das Leben der Protagonisten. In die vielen gesagten und noch schlimmer ungesagten Worte die mitunter zu einer Katastrophe führen können. Ein sehr vielschichtiges Bild menschlicher Kommunikationsstörungen.